Gideon erweist sich nun doch noch als der „tapfere Held“, wie ihn Gott in 6,12 bezeichnet hat. Mit einer genialen Taktik besiegt er die Midianiter vernichtend. Aber wie kam er denn an diesen Punkt?
Gideon stellt eine Armee zusammen, die gegen die übermächtigen Midianiter antreten soll. Diese waren zahlreich „wie Heuschrecken“ ins Land eingefallen, selbst ihre Kamele waren „wie der Sand an Menge“ (V.12). Gideon selbst hat nur 32.000 Leute. Und dann sagt Gott sogar noch, dass das zu viele sind! Durch einen zweistufigen Filterprozess hat Gideon am Ende noch lächerliche 300 Soldaten übrig. Warum befiehlt Gott so ein augenscheinliches Himmelfahrtskommando? Er gibt die Begründung in V.2: „Israel soll sich nicht gegen mich rühmen können und sagen: Meine Hand hat mich gerettet!“ Es soll also für alle klar deutlich werden, dass der Sieg allein Gott zuzuschreiben ist. Weder Gideon soll sich etwas auf seine Führungsqualitäten & taktische Genialität einbilden können, noch die Soldaten auf ihren Mut und kämpferische Fähigkeiten. Die Rettung kommt allein von Gott. Am Ende soll er geehrt werden, nicht wir. Am Beispiel von Gideon sehen wir, dass wir überhaupt nichts zu unserer Errettung beitragen können; alles, was dafür getan werden musste, konnte allein von Gott kommen. Paulus sagt dazu: „Ihr verdankt eure Rettung also nicht euch selbst; nein, sie ist Gottes Geschenk. Sie gründet sich nicht auf menschliche Leistungen, sodass niemand vor Gott mit irgendetwas großtun kann.“ (Eph 2,8–9) Selbst die guten Werke, die wir jetzt als Gläubige tun, hat Gott vorbereitet (Eph 2,10). Wir werden nur dadurch gerettet, indem wir unsere eigene Schwäche eingestehen und komplett auf Gottes Handeln vertrauen. Und wir wachsen nur dadurch im Glauben, indem wir nun nicht auf unsere eigene Kraft oder Disziplin vertrauen, sondern wenn wir auch weiterhin alles von Gott erwarten.
Nachdem Gideon seine Armee auf Anweisung Gottes drastisch verkleinert hatte, gibt Gott ihm einen weiteren Auftrag. Er will ihm vor dem Kampf Mut machen und ihm versichern, dass er die Midianiter tatsächlich in Gideons Hand geben wird. Rein menschlich betrachtet, ist es einfach nur ein glücklicher Zufall, dass Gideon gerade zu dem Zeitpunkt am feindlichen Heerlager ankommt, als sich zwei Soldaten über den Traum des einen unterhalten. Und rein menschlich betrachtet, ist es ziemlich unglaublich, dass ein Traum über einen Laib Brot Krieger in solche Angst und Schrecken versetzen kann. Hier hat eindeutig Gott seine Hände im Spiel. Er sorgt dafür, dass Gideon dieses Gespräch mitbekommt und so von der Furcht der Midianiter vor ihm erfährt. Sie mögen noch so zahlreich sein, in ihrem Herzen sind sie stark verunsichert. Gideon erhält so den letzten benötigten Zuspruch, um in den Kampf zu ziehen. Wenn es dir ähnlich geht wie mir, dann wünschst du dir im Hinblick auf herausfordernde Situationen auch den Zuspruch Gottes, dass du erfolgreich hindurchkommst. Aber wir müssen beachten, wann Gideon diese Versicherung bekommt: Erst, als er Gott gehorsam war und aktiv Schritte im Glauben gegangen ist. Gott gibt uns meist nicht im Voraus eine Erfolgsgarantie. Wir sollen nicht denken, wir würden es schon allein schaffen. Stattdessen will er uns lieber in der Abhängigkeit von ihm halten, sodass wir ihm für jeden Schritt vertrauen müssen. So vergessen wir nie, dass der Erfolg einer Unternehmung allein Gottes Sache ist und wir es uns nicht selbst zuschreiben können.
Gebet: Vater, oft will ich gern im Voraus wissen, dass alles gut werden wird. Wenn ich mit übermächtigen Herausforderungen konfrontiert bin, dann hilf mir bitte, nicht auf meine eigene Stärke zu sehen, sondern auf dich. Und lass mich nicht vergessen, dass du versprochen hast, „alle Tage bei mir zu sein, bis an das Ende der Welt“ (Mt 28,20).