Er ist wahrhaftig auferstanden (6): Die Auferstehung und wir

Die Auferstehung von Jesus Christus ist ein weltbewegendes Ereignis. Sie verändert alles. Im Lauf dieser kleinen Serie habe ich deutlich gemacht, dass es sich dabei um ein historisches Ereignis und nicht eine Legende oder einen Mythos handelt. Jesus ist wahrhaftig auferstanden! Daran besteht für mich kein Zweifel.

Aber was hat die Auferstehung mit uns zu tun? Hat sie überhaupt irgendwelche Auswirkungen auf uns? Ich kann verstehen, wenn man mir auf die Beweisführung zur Tatsache der Auferstehung antwortet: „Na und? Dann ist es halt damals so geschehen, aber das hat trotzdem nichts mit mir zu tun.“ Ich glaube aber, die Auferstehung von Jesus ist eine gute Nachricht für jeden, egal ob Christ oder nicht.

Die Auferstehung verändert unsere Sicht auf Jesus

Viele Menschen sehen in Jesus einen guten und weisen Menschen, einen besonderen Lehrer und Religionsgründer. Auf einer Stufe mit Buddha, Mohammed oder Konfuzius. Die Auferstehung aber ändert das grundlegend! Denn von keiner dieser anderen Personen wird behauptet, er sei wieder von den Toten auferstanden. Jesus aber sagt sogar selbst seinen Tod und seine Auferstehung voraus. Mehrmals versucht er, seine Jünger auf diese Ereignisse vorzubereiten. Lukas Herbst drückte es zur STEPS-Konferenz 2021 treffend aus:

Wenn jemand seinen Tod voraussagt und behauptet, drei Tage tot zu sein und sagt, dass er dann von den Toten auferstehen wird und er es dann durchzieht, dann glaube ich ihm auch alles andere.

Wenn Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden ist, dann bekommen seine Aussagen ein ganz neues Gewicht. Dann ist er nicht mehr nur ein toller Lehrer und weiser Mensch. Dann muss er mehr als das sein. Wenn Jesus von den Toten auferstanden ist, müssen wir ihn und seine Reden wirklich ernst nehmen. Timothy Keller unterstreicht das:

Wenn Jesus von den Toten auferstanden ist, müssen wir alles akzeptieren, was er gelehrt hat, und wenn er nicht auferstanden ist, kann es uns egal sein, was er gelehrt hat. Der springende Punkt ist nicht, ob Sie seine Lehren mögen oder nicht, sondern ob er von den Toten auferstanden ist oder nicht.1Timothy Keller, Warum Gott? (Gießen: Brunnen, 2010), S. 240.

Dann müssen wir uns mit seinen Aussagen über seine Göttlichkeit, seinen scharfen Gerichtsankündigungen, seinem Ruf zur bedingungslosen Nachfolge und seiner Exklusivität als Weg zur Errettung auseinandersetzen. Dann können wir ihn nur komplett annehmen oder komplett ablehnen. Aber wir können ihn nicht mehr auf sicherem Abstand halten und wie bei einem Buffet uns die Lehren und Aussagen herauspicken, die uns gefallen und „schmecken“.

Die Auferstehung verändert unsere Sicht auf unsere Körper

Unsere Gesellschaft hat ein ziemlich widersprüchliches Verhältnis zum menschlichen Körper. Zum einen wird großer Wert auf das „richtige“ Aussehen gelegt. Das zeigen die unzähligen Videos und Ratschläge auf Social Media, wie man das Beste aus seinem Körper herausholt und noch attraktiver wird. Die Anzahl der durchgeführten Schönheitsoperationen steigt seit Jahren stetig an; von 2010 bis 2020 ist deren Menge weltweit um ca. 166 % gestiegen, auf knapp 25 Millionen Eingriffe.2https://de.statista.com/statistik/daten/studie/702578/umfrage/laender-mit-der-hoechsten-anzahl-an-schoenheitsoperationen/ Gleichzeitig aber wertet unsere Gesellschaft das Körperliche und Materielle extrem ab, indem es immer stärker und immer absoluter innere Gefühle und Empfindungen über körperliche Realitäten stellt. Das „gefühlte“ Geschlecht hat mehr Gewicht als das biologische und es wird alles getan, um den Körper an das Gefühl anzupassen.

Die Auferstehung bewahrt uns vor beiden Extremen. Auf der einen Seite bestätigt sie, dass unser Körper wertvoll ist. Schließlich hatte Jesus selbst einen physischen Auferstehungsleib! Er konnte berührt werden und er aß. Ebenso werden auch wir die Ewigkeit nicht als frei schwebende Geister verbringen. Sondern wir werden einen realen Körper haben; in gewisser Weise wie unser jetziger, aber dennoch ganz anders. Schon bei Jesus sehen wir dieses Zusammenspiel von Ähnlichkeit und Andersartigkeit. Seine Jünger erkannten ihn offensichtlich sofort, also muss er noch so ähnlich ausgesehen haben wie vor der Kreuzigung. Gleichzeitig war er mit seinem Körper nicht mehr strikt an Raum und Zeit gebunden; er konnte aus dem Nichts auftauchen, Räume durch verschlossene Türen betreten und ebenso plötzlich wieder verschwinden. Paulus schreibt, dass der auferstandene Jesus der Vorreiter einer neuen Schöpfung ist. Wenn er also nach der Auferstehung einen tatsächlichen Körper hat, zeigt das den Wert von Gottes materiellen Welt, die er selbst „sehr gut“ bezeichnet. Also ist sie nicht ein fehlerbehafteter Zwischenzustand, aus dem wir erlöst werden müssen, wie es die Stoiker und Buddhisten sagen. Stattdessen wird sie verwandelt und erneuert werden. Wir werden eine materielle Ewigkeit mit Gott verbringen, in einer erlösten und erneuerten Welt, die frei ist von allem Bösen und Leid, das uns aktuell noch zu schaffen macht.

Auf der anderen Seite sagt die Botschaft der Auferstehung aber auch, dass es nicht das ultimative Ziel ist, unseren Körper zu perfektionieren. Das ist ein unmögliches Unterfangen. Trotz aller Anstrengungen verfallen unsere Körper mit der Zeit immer mehr bis zum Tod. Die Auferstehung sagt uns, dass noch etwas viel Besseres als unser jetziger Körper auf uns wartet. Nämlich ein erneuerter Leib, der frei ist von Krankheit, Gebrechlichkeit und Verfall. Wir müssen nicht versuchen, den perfekten Körper auf Erden zu erlangen, denn Gott hält den bereits für uns bereit.

Die Auferstehung verändert unsere Sicht auf den Tod

Die Menschheit hat in den vergangenen Jahrzehnten unglaubliche technologische Fortschritte erzielt. Wir haben mittlerweile für fast alles eine Erklärung, für fast jedes Problem eine Lösung. Selbst für die schlimmsten Krankheiten gibt es Mittel, diese zu heilen oder aber wenigstens die Krankheit bestmöglich zurückzudrängen. Das einzig ungelöste und unumstößliche Problem bleibt der Tod. Kein Wunder, dass viele Forscher und Philanthropen ihre Anstrengungen und Mittel darauf verwenden, einen Weg zur Unsterblichkeit zu finden. In einer Welt, in der der Mensch sich fast alles untertan gemacht hat, lenkt und leitet, wie er will, erinnert der Tod ständig daran: Der Mensch hat eben nicht alles im Griff und dass es gibt Mächte, auf die er keinen Einfluss hat. Verständlich also, dass wir Angst vor dem Tod haben. Er ist das ultimative und unumkehrbare Ende. Er zerstört und beendet, was auf Dauer und Ewigkeit ausgelegt ist: Liebe und Beziehungen.

Die Auferstehung verändert das völlig. Weil Jesus von den Toten auferstanden ist, ist der Tod nicht mehr das ultimative Ende. Der Punkt wird zum Doppelpunkt: „Weil ich lebe, werdet auch ihr leben.“ (Johannes 14,19) Ohne Gott und Auferstehung ist dieses Leben alles, was wir haben. Ist es vorbei, ist alles aus. Deshalb macht es auch Sinn, dass die meisten Menschen in unserer Gesellschaft so darauf fokussiert sind, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Man will das größtmögliche Glück, den meisten Spaß, die tiefste Erfüllung. Man will die Welt sehen, so viel wie möglich erleben. Schon Paulus fasst diese Philosophie prägnant zusammen: „Wenn Tote nicht auferweckt werden, so lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir!“ (1.Korinter 15,32) Wenn mit dem Tod alles aus ist, dann lasst uns die noch verbleibende Zeit bestmöglich genießen. Der Glaube dagegen, dass der Tod eben nicht das Ende aller Dinge ist, unterbricht dieses fortwährende Streben nach dem besten Leben. Er befreit von dem unsäglichen Druck, alles aus diesem einen Leben herausholen zu müssen und ja nichts zu verpassen. Denn die Auferstehung verspricht, dass das Beste erst noch kommt. Dass selbst unser „bestes Leben“ im Vergleich zu der Herrlichkeit in der Gegenwart Gottes nur noch wie wertloser Müll erscheint.

Ich bin sogar der Meinung, dass der christliche Glaube durch die Auferstehungshoffnung letztlich dazu führt, dass man das Leben mehr genießt! Denn wenn man nicht mehr so sehr darauf bedacht ist, sich das bestmögliche Leben zu bauen, kann man zum einen viel gelassener mit Rückschlägen und Problemen umgehen. Und zum anderen kann man die kleinen Momente des Lebens besser wahrnehmen, innehalten und sich an ihnen freuen. Dieser Blick für die kleinen und unbedeutenden Freuden fehlt uns leider oft, weil wir auf die größeren, „wichtigen“ und spektakulären Dinge fokussiert sind. Die Auferstehung gibt uns Hoffnung über den Tod und unser unvollkommenes Leben hinaus. Sie befreit vom Getriebensein, das wohl jeder kennt, der seine Zeit bestmöglich nutzen will.

Die Auferstehung ändert unsere Sicht auf die Arbeit

Und daraus ergibt sich noch ein vierter Punkt. Aus der Hoffnung auf das eigentliche Leben nach dem Tod kann schnell der Vorwurf entstehen, dass die Christen zu jenseitsorientiert sind und dadurch die Nöte auf Erden übersehen oder ignorieren. Dieser Einwand ist auch berechtigt. Manche Christen lehnen sich in dem Wissen um das Leben nach dem Tod zurück. Es scheint so, als ob sie ihr Leben einfach nur noch absitzen und auf das „Eigentliche“ warten. Warum sollte man seinen Körper fit halten, wenn man doch sowieso einmal einen perfekten erhält? Warum sich für Umweltschutz einsetzen, wenn doch eh einmal die ganze Welt erneuert wird? Warum darauf achten seine Zeit auf Erden bestmöglich zu nutzen, wenn die ganze Ewigkeit noch vor einem liegt und man schließlich allein aus Gnade und nicht aufgrund von Leistungen gerettet ist?

Paulus erteilt diesen Gedanken eine Abfuhr. Für ihn ist die Auferstehung kein Grund, um schon mal jetzt die Füße hochzulegen und es etwas ruhiger angehen zu lassen. Im Gegenteil, für ihn ist sie Ansporn, sich erst recht intensiv einzusetzen und die verbleibende Zeit zu nutzen. Für ihn ist sie der Grund, warum er vor Schwerem und Gefahren nicht zurückschreckt. In seiner Argumentation für die Auferstehung fragt er die Christen in Korinth: „Wenn es keine Auferstehung gibt, warum begebe ich mich dann ständig in Gefahr?“ (1.Korinther 15,30) Für ihn ergibt das keinen Sinn. Darauf folgt der bereits oben zitierte Satz: „Wenn Tote nicht auferweckt werden, so lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir!“ Wenn es kein Leben nach dem Tod gibt, dann ist es das Sinnvollste, die Zeit auf der Erde in vollen Zügen zu genießen. Dann müssen wir alles Schöne und Gute jetzt erleben, denn später kommen wir nicht mehr dazu. Wenn aber die Auferstehung wahr ist, dann können wir auf aktuellen Komfort verzichten und hart arbeiten, in dem Wissen, dafür einmal belohnt zu werden. Wir brauchen keine sofortige Belohnung, weil wir wissen, dass unsere aktuellen Anstrengungen später zu einem viel größeren Gewinn führen.

Das ist der große praktische Mehrwert, den die Auferstehung für unsere Arbeit liefert. Sie gibt uns den Anreiz, uns mit aller Kraft für das Gute, die Gerechtigkeit und vieles mehr einzusetzen, weil sie verspricht, dass unsere Mühen belohnt werden. Und gleichzeitig bewahrt sie uns vor einem verbissenen und zermürbenden Einsatz, den Himmel auf Erden errichten zu wollen. Denn sie verspricht, dass am Ende tatsächlich das Gute siegt, dass der Gerechtigkeit vollkommen Genüge getan wird. Deshalb schließt auch Paulus seinen langen Abschnitt über die Auferstehung mit dieser Aufforderung ab:

Haltet daher unbeirrt am Glauben fest, meine lieben Geschwister, und lasst euch durch nichts vom richtigen Weg abbringen. Setzt euch unaufhörlich und mit ganzer Kraft für die Sache des Herrn ein! Ihr wisst ja, dass das, was ihr für den Herrn tut, nicht vergeblich ist. (1.Korinther 15,58)

Diese Aufforderung soll auch für uns Ansporn sein. „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Weil Jesus auferstanden ist, haben wir die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Und weil wir diese Hoffnung haben, können wir jetzt verändert selbstlos leben.

Fußnoten


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