Vor 50 Jahren: Erster Internationaler Kongress für Weltevangelisation in Lausanne

Vor exakt 50 Jahren fand in Lausanne in der Schweiz der Erste Internationale Kongress für Weltevangelisation statt. Über 2500 Teilnehmer aus verschiedenen evangelikalen Denominationen und mehr als 150 Ländern kamen zusammen, um Strategien zur Lösung der unvollendeten Aufgabe der Weltmission zu finden. Ihr Ziel: Bis zum Jahr 2000 soll die ganze Welt evangelisiert sein! Dieser Kongress wurde vor allem durch die Formulierung der „Lausanner Verpflichtung“ bekannt. Wenn man sich anschaut, wie viele unterschiedliche Menschen dort zusammenkamen und am Ende dieses Dokument veröffentlichten, dann ist es einfach nur erstaunlich, wie klar die Verpflichtung in ihrem Inhalt ist.

Die „Lausanner Verpflichtung“ bestätigt die Inspiration, Irrtumslosigkeit und Autorität der gesamten Bibel. Sie nennt klar Jesus als einzigen Weg zur Rettung und lehnt jeden Synkretismus ab, dass auch andere Religionen den Weg zu Gott zeigen können. Sie hält die Waage zwischen Evangelisation und sozialer Gerechtigkeit und weigert sich, das eine gegen das andere auszuspielen. Sie bekräftigt, dass es die Aufgabe der Gemeinde ist, die Unerreichten mit dem Evangelium zu erreichen und fordert die Christen unmissverständlich auf: „Ohne Opfer werden wir dieses Ziel nicht erreichen. … Wer im Wohlstand lebt, muss einen einfachen Lebensstil entwickeln, um großzügiger zur Hilfe und zur Evangelisation beizutragen.“ Ich bin skeptisch, ob wir in unserer aktuellen Zeit noch einmal eine solche Menge an geistlichen Leitern zusammenbringen könnten, die sich auf so eine eindeutige Verpflichtung einigen würden.

Vor 50 Jahren schrieben die Leiter in der Verpflichtung: „Über 2,7 Milliarden Menschen, mehr als zwei Drittel der Menschheit, müssen noch mit dem Evangelium bekannt gemacht werden.“ Wie sieht denn nun der Stand ein halbes Jahrhundert später aus? Wie weit sind unsere Fortschritte in der Mission? Dass wir das Ziel, die Welt bis zum Jahr 2000 vollständig zu evangelisieren, nicht erreicht haben, ist offensichtlich. Im Vorfeld des dieses Jahr stattfindenden vierten Kongresses für Weltevangelisation in Seoul-Incheon hat die Lausanner Bewegung einen aktuellen Lagebericht veröffentlicht (hier eine Zusammenfassung). Das Ergebnis ist ernüchternd. Der Anteil der Christen hat sich weltweit kaum geändert und liegt immer noch bei ca. 33 Prozent. Ungefähr 40 % der Weltbevölkerung gilt als unerreicht, das heißt, sie haben noch nie etwas von Jesus gehört und wahrscheinlich auch nicht die Chance, etwas von ihm zu hören, weil es in ihrer Gegend und Sprache keine oder kaum Christen und keine Gemeinden gibt. 50 % aller Asiaten haben noch nie das Evangelium gehört. Ca. 7000 Volksgruppen gelten immer noch als unerreicht. Kurz gefasst: Auch wenn durch den Kongress in Lausanne das Thema Weltmission stärker in das Bewusstsein der christlichen Welt rückte und Missionare ausgesandt wurden, stand gleichzeitig der Rest der Welt auch nicht still, sodass wir relativ gesehen keine nennenswerte Veränderung in den Zahlen der globalen Christenheit sehen.

Der Zustand der Welt und die Überzeugung, dass die Menschen die gute Nachricht von Jesus hören müssen, um gerettet zu werden, sollte uns doch eigentlich aufrütteln und motivieren. Sie müsste uns doch bereit machen, Geld und Missionare an die Orte zu senden, wo Jesus noch nicht bekannt ist. Jedoch sind auch hier die Zahlen seit einigen Jahren unverändert: Von den Christen, die als Missionare ins Ausland gehen (nur 1 von 1800), haben nur 3 Prozent die Unerreichten zum Ziel. Wir müssen uns das mal vorstellen: 3 Prozent der Missionare geht zu den 40 Prozent der Weltbevölkerung, die Jesus am dringendsten hören müssen! Und finanziell sieht es leider auch nicht besser aus. Insgesamt spenden die Christen weltweit weniger als 2 Prozent ihres verfügbaren Geldes. Davon gehen nur ca. 6,4 % in die Mission und von diesen Teil wiederum nur 1 Prozent an die Unerreichten. In der Kirche wird mehr Geld veruntreut als gespendet für Mission.1https://vimeo.com/127875015

Wir können angesichts dieser Fakten die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und diesen anschließend in den Sand stecken. Oder aber wir können uns wie die Christen in Lausanne vor 50 Jahren verpflichten, alles in unserer Macht stehende zu tun, damit die Welt Jesus kennen lernt. Der Auftrag, den Jesus seiner Gemeinde gegeben hat, ist immer noch aktuell. Und Jesus ist immer noch Herr über die ganze Welt und ist immer noch bei uns, wenn wir ihn verkünden. Was ist also unser Part, die unerreichten Völker zu erreichen? Sind wir bereit Opfer zu bringen und den von Gott empfangenen Segen weiterzugeben, damit die Völker Gott preisen (Ps 67)?

Fußnoten