I3 – Interessantes im Internet: 19.06.21

Herzlich willkommen zu „Interessantes im Internet“: drei Artikel, Videos, Podcasts oder ähnliches, die ich in dieser Woche entdeckt habe.
Heute lassen sich alle Artikel zu dem Thema „Umgang mit digitaler Technologie“ einordnen.

Was, wenn Luther auf sein Handy geschaut hätte?

Jeff Mingee stellt auf The Gospel Coalition (englischer Artikel!) die theoretische Frage, wie das Leben Luthers wohl ausgesehen hätte, wenn er die technologischen Möglichkeiten unserer Zeit gehabt hätte.

Hätte Luther seelenstärkende Kameradschaft beim Hören von Podcasts gefunden, oder wäre er über unorthodoxe Stimmen erzürnt gewesen? Hätte sich das Evangelium durch seine sozialen Medien weiterentwickelt, oder hätten Luthers Tweets – wie seine Feder oft – ihn in Schwierigkeiten gebracht? Hätte das Internet Luther hilfreiche theologische Ressourcen eröffnet, oder hätte ihn dessen Überfluss von der konzentrierten intellektuellen Intensität abgelenkt, die seine theologische Arbeit erforderte?

Es geht darum, wie Luther zu seinen Erkenntnissen über das Evangelium kam. Die Voraussetzung war, dass er konzentriert und tiefgründig nachdachte.

Während es bei Luthers Vermächtnis vor allem darum geht, was er entdeckte, könnten moderne Christen davon profitieren, darüber nachzudenken, wie er es entdeckte. Sätze wie „Ich schlug an jenem Ort beharrlich auf Paulus ein“ und „meditierte Tag und Nacht“ beschreiben einen Mann, der stundenlang über seine Bibel gebeugt war und akribisch über den Worten des Paulus brütete.

Das Ergebnis ist:

Tiefgründiges Denken geht einer reichen theologischen Entdeckung voraus. Oberflächliches Denken erzeugt oberflächliche Theologie.

Luther entdeckte die Wahrheit erst nach ernsthaftem Nachdenken. Wir können nicht erwarten, dass wir sie entdecken, während wir gedankenlos durch Memes scrollen. Was wäre, wenn Luther beschlossen hätte, dass er eine geistige Pause vom tiefen Nachdenken bräuchte und, anstatt weiter über das Wort zu meditieren, einen Social-Media-Account geöffnet und angefangen hätte zu scrollen? Ohne Luthers tiefes Denken hätte die Reformation vielleicht nicht stattgefunden.

Unsere Gemeinden brauchen Menschen, die in dieser digitalen, fragmentierten Welt noch kritisch und tiefgehend denken können.

Spiele die Rolle der digitalen Geräte bei der Verblödung deines Denkens nicht herunter. Digitale Ablenkungen sind nicht die einzigen Faktoren, die Fähigkeiten wie kritisches Denken und tiefgründiges Lesen untergraben, aber sie spielen eine große Rolle. Und es steht viel auf dem Spiel. Ist es möglich, dass konzentrierte Denker wie Luther in dieser Welt des gehetzten, schlampigen und oberflächlichen Denkens auftauchen?

Zum Schluss gibt der Autor noch ein paar hilfreiche Tipps, wie man von der Oberflächlichkeit zum tiefgründigen Umgang mit der Bibel kommt:

  1. Kaufe dir eine physische Bibel.
  2. Setze deinem digitalen Gerät Grenzen („handyfreie Zonen“).
  3. Gib Gottes Wort Vorrang.

Die Telefon-Vorzimmer-Methode

Im o.g. Artikel wird auf einen Blogpost von Cal Newport verwiesen (auch in englisch). Dieser kann eine Hilfestellung geben, der Handynutzung Grenzen zu geben. Newport schlägt die „Telefon-Vorzimmer-Methode“ vor.

Wenn Sie nach der Arbeit nach Hause kommen, legen Sie Ihr Telefon auf einen Tisch in Ihrem Vorzimmer in der Nähe Ihrer Eingangstür. Dann – und das ist der wichtige Teil – lassen Sie es dort liegen, bis Sie das nächste Mal das Haus verlassen.

Wenn Sie etwas nachschlagen müssen, gehen Sie in Ihr Vorzimmer und schlagen es dort nach.
Wenn Sie eine Textnachricht senden müssen, gehen Sie ins Vorzimmer. Wenn Sie ein Hin- und Hergespräch führen, dann müssen Sie dabei stehen bleiben.
Wenn Sie einen wichtigen Anruf erwarten, stellen Sie Ihren Klingelton an.
Wenn Sie den Drang verspüren, in den sozialen Medien zu stöbern, wartet das im Vorzimmer auf Sie.
Und so weiter.

Der Schlüssel ist, dass Ihr Telefon an einem festen Ort bleibt, während Sie zu Hause sind, anstatt als ständiger Begleiter mit Ihnen zu reisen.
Viele, die diese Technik ausprobiert haben, sind überrascht, wie sehr das ständige Mitführen des Telefons ihre Erfahrung zu Hause völlig verändert. Wir haben uns so sehr an die ständige Fragmentierung unserer Aufmerksamkeit während unserer Freizeit gewöhnt, dass wir vergessen haben, wie erst vor kurzem dieses Verhalten entstanden ist.

Seele, nähre dich gesund!

Evangelium21 hat eine Rezension des neu erschienenen Buches Seele, nähre dich gesund! (engl. „The Wisdom Pyramid“) von Brett McCracken veröffentlicht. Darin geht es um die Frage, welche Informationen wir in unser Leben hineinlassen und was uns wirklich weise macht und gut tut.

In Anlehnung an die „Ernährungspyramide“, die eine ausgewogene und gesunde leibliche Ernährung fördern möchte, hat McCracken in seinem Buch eine „Weisheitspyramide“ entwickelt, die uns helfen soll, unsere Seele gesund zu ernähren, um ein geeignetes Immunsystem gegen ideologische Viren aufzubauen.
In „Teil 1: Was uns krank macht“ geht er dann näher auf diese krankmachenden Gewohnheiten ein: „Informationsüberflutung“ (Kapitel 1), „Immer etwas Neues“ (Kapitel 2) „Informationsautonomie – glaube nur dir selber“ (Kapitel 3).
Ab „Teil 2: Was uns weise macht“ kommt McCracken zu seinem eigentlichen Anliegen und erläutert die „Weisheitspyramide“, die konkret aus sechs Elementen besteht.

Die sechs Elemente sind in aufsteigender Reihenfolge: das Wort Gottes, die örtliche Gemeinde, die Natur, Bücher, Schönheit und schlusssendlich Internet & soziale Medien.
Eine sehr gute und ausgewogene Rezension zu einem wichtigen und erschwinglichen Buch für unsere Zeit!