I3 – Interessantes im Internet: 15.07.2021

Herzlich willkommen zu „Interessantes im Internet“: drei Artikel, Videos, Podcasts oder ähnliches, die ich in dieser Woche entdeckt habe.

Die Gender-Verwirrung

Evangelium21 hat einen sehr guten Artikel von Carl Trueman übersetzt. Dabei geht es um die Grundpfeiler des Transgender-Gedankens und wie wir als Gemeinden gut damit umgehen können.
Das Fundament dieser Strömung ist zum einen die Entkopplung von Gender (dem sozialen Geschlecht) und dem biologischen Geschlecht. Weiterhin begünstigt die technologische Entwicklung die Aufhebung der Geschlechtergrenzen. Arbeit ist allgemein leichter geworden, sodass körperliche Differenzen zwischen Mann und Frau immer weniger eine Rolle spielen. Und schließlich spielt noch mit hinein, dass Identität psychologisiert wird, heißt:

Du bist die Person, die du gemäß deinem Empfinden bist. Du hast einen Männerkörper, fühlst dich aber als Frau? Dann bist du eine Frau.

Trueman gibt weiterhin wertvolle Ratschläge, wie Christen als Einzelpersonen aber auch als Gemeinden auf eine gute Weise mit diesen Gedanken und betroffenen Menschen umgehen können.

Die Gemeinde sieht sich heute einer Kakophonie der Identitäten ausgesetzt, die unsere Welt überfluten (dabei ist das Gender-Chaos nur ein Beispiel). Wenn sie sich dagegen behaupten will, dann muss sie eine starke Gemeinschaft sein, in der die Menschen ein tiefes Gefühl der Zugehörigkeit empfinden und in der deshalb ein tiefes Bewusstsein dessen, wer wir selbst sind, geformt und gefördert wird. Dazu gehören drei Dinge: ein klares Festhalten an der biblischen Lehre in den Bereichen Identität (wir finden unsere Identität in Christus) und Sexualität (sexuelles Verlangen oder innere Überzeugungen im Hinblick auf das Geschlecht machen nicht maßgeblich aus, wer wir sind); ein auf Nachfolge ausgerichteter Ansatz für den Gottesdienst, denn dort begegnet Gott seinem Volk und dort werden wir daran erinnert, wer wir sind; und eine liebevolle Gestaltung der Gemeinschaft, in der wir uns aufrichtig umeinander kümmern, einander Gastfreundschaft erweisen und die Lasten des anderen tragen. All diese Elemente sind notwendig, um unsere Identität zu prägen.

Dieser hilfreiche Artikel sollte unbedingt in seiner Gesamtheit gelesen und als Referenz abgespeichert werden! Wer gut Englisch kann, dem sei auch das entsprechende Buch von Trueman The Rise and Triumph of the Modern Self empfohlen.

Wie man mit AT-Zitaten im NT umgeht

Hanniel Strebel dampft massig Material von G.K. Beale, wie man mit AT-Zitaten im NT umgeht, in einen knappen und übersichtlichen Artikel ein. Er beschreibt zuerst kurz die „fünf inhaltlichen Voraussetzungen für einen biblischen Umgang mit AT-Zitaten und Anspielungen im NT.“ Danach gibt er einen Abriss über Beales neun Schritte für die Exegese dieser Zitate und Anspielungen.
Wer regelmäßig Bibel studiert und für andere auslegt, sollte sich diese Übersicht als Referenz zum schnellen Nachschlagen ablegen.

Am Ende nur Kopfbahnhof

Hier mal eine ganz andere Art von Artikel: In der FAZ erschien vor einiger Zeit ein Beitrag über die Hoffnung der Menschen, dass sie doch endlich ein erfülltes Leben haben, wenn sie nur ihr gesetztes Ziel erreichen. Und wie diese Hoffnung wieder und wieder zuschanden wird.

Und jetzt? Die Frage musste ich mir Anfang 2019 stellen. Jahrelang wusste ich, was zu tun war. Der nächste Schritt eben, der musste gegangen werden, wie alle Schritte zuvor, um dahin zu kommen, wo ich nun war: Ich hatte eine Karriere, bekam Zuspruch. Auch materiell ging es mir gut. Es gab keine nächsten Schritte mehr, ich hatte alles erreicht – und jetzt? Da kam die Leere.

Der Autor erzählt dabei seine eigene Geschichte und die von einigen anderen Leuten. Sie alle hatten ganz unterschiedliche Ziele, haben sie erreicht und dennoch blieben sie leer. Ein Mann beschreibt sein Empfinden nach erfolgreichem Abschluss seiner Doktorarbeit:

Die größte Fallhöhe habe das erste Ende gebracht: 300 Seiten geschrieben. Und jetzt? „Ich war kein veränderter Mensch. So viele Stunden, finanzielle und emotionale Ressourcen hatte ich da investiert, und es hat sich nichts verändert.“

Der Artikel bietet leider keine Antworten auf die aufgeworfenen Fragen. Man muss halt mit dieser Leere leben und nicht mehr so getrieben seine Ziele verfolgen, dann erwartet man von ihnen auch weniger „Glückseligkeit und Zufriedenheit“. Was man diesen Leuten am liebsten zurufen würde, ist: „Ihr habt Recht, dass euch eure Ziele nie erfüllen und es ist richtig, sein Herz nicht an eigene Ziele zu hängen. Aber die gesuchte Glückseligkeit und Zufriedenheit kann man tatsächlich finden! Und zwar bei Jesus.“ Dieser unerwartet ehrliche Beitrag hat mir wieder neu gezeigt, wie sehr unsere Gesellschaft das Evangelium braucht.