Die Ankündigung der Geburt Simons an seine Mutter hat einige Ähnlichkeiten mit der Geburtsankündigung von Jesus in Lukas 1. Mit den Parallelen der beiden Männer wollen wir uns aber aktuell nicht befassen, das kommt eventuell später. Es ist aber interessant, was der Engel des HERRN der Frau ankündigt. Er befiehlt ihr, sich ab sofort von alkoholischen Getränken und unreinen Speisen fernzuhalten. Der versprochene Sohn soll von Geburt an ein Nasiräer sein. Das waren damals Leute, die sich für eine bestimmte Zeit exklusiv für Gott abgesondert haben (nachzulesen in 4Mo 6,1-21). Sie sollten während der Zeit ihres Gelübdes ihre Haare nicht schneiden, nichts vom Weinstock (egal ob alkoholisch oder nicht) essen/trinken und sie durften keinen Toten berühren. Der Sohn, der Manoach und seiner Frau versprochen wird, soll schon von Geburt an so ein für Gott Abgesonderter sein.
Manoach und seine Frau glauben dem Engel. Und der Mann bittet Gott, den Engel noch einmal zu senden, um ihnen mehr Informationen und Richtlinien zu geben, wie sie denn das Kind richtig erziehen sollen (V.8). Der Engel erscheint tatsächlich noch einmal und Manoach trägt ihm seine Bitte nach mehr Richtlinien vor. Die Antwort muss für ihn jedoch ziemlich enttäuschend gewesen sein. Denn der Engel sagt ihm nichts anderes als er schon seiner Frau mitgeteilt hat. Stattdessen zeigt er mit seinem übernatürlichen Verschwinden, dass es die beiden hier nicht mit einem gewöhnlichen Mann zu tun gehabt haben, nicht einmal mit einem „gewöhnlichen“ Engel, sondern mit Gott selbst! Manoach denkt, er bräuchte mehr Informationen, mehr Regeln, um seinen Sohn gottgemäß zu erziehen. Gott aber zeigt ihm, was er tatsächlich braucht, ist eine tiefere Erkenntnis davon, wer und wie Gott ist.
Ich sehe auch in mir die Tendenz, Gott um mehr Regeln zu bitten. Dann weiß ich wenigstens, wann ich falsch liege und wann ich alles richtig mache. Aber Gott ist nicht so sehr an blindem Gehorsam interessiert statt an einer Beziehung zu uns. Anstatt uns mehr Regeln zu geben, gibt uns sich selbst. Im Vergleich zu den Gläubigen im Alten Testament haben wir nun in der Zeit des Neuen Testaments viel weniger Regeln. Für das Volk Israel waren viele Bereiche des alltäglichen Lebens genau durch das mosaische Gesetz geregelt. Die Gesetzbücher (die fünf Bücher Mose) sind ungefähr so umfangreich wie das gesamte NT! Es gibt sogar die Lose in der Brusttasche des Priesterschurzes (siehe die kurze Erklärung von letzter Woche), die bei schweren Entscheidungen ein klares „Ja“ oder „Nein“ hervorbrachten. Hätten wir nur solche Möglichkeiten wie die Israeliten damals! Dabei übersehen wir aber, dass eine Vielzahl an Regeln prinzipiell für unreife Leute wichtig sind, die noch nicht selbst unterscheiden und entscheiden können. Je reifer eine Beziehung, desto weniger Regeln sind nötig. Wir haben jetzt ein viel klareres Bild von Gott als die Israeliten im Alten Testament. Wir brauchen nicht mehr externe Vorschriften, um Gottes Willen zu erkennen, wenn doch der Geist Gottes selbst in uns wohnt. Und in der Person von Jesus sehen wir, wie Gott wirklich ist. Und wenn wir uns sein Werk am Kreuz und seine Auferstehung ansehen, dann erkennen wir viel klarer den Charakter Gottes als alle Helden des Alten Testaments es erkennen konnten.
Gebet: Vater, so schnell drifte ich von einer Beziehung mit dir hin zu einer Religion, wo es mir nur noch darum geht, das Richtige zu tun und dich zufriedenzustellen. Danke, dass du durch Jesus alle Voraussetzungen für eine tiefe Liebesbeziehung mit dir geschaffen hast. Lass mich immer mehr von deiner Liebe begeistert sein, damit ich dich suche. Amen.