Gut geplant ins neue Jahr

Mehrere Jahre habe ich versucht, mir zum Jahreswechsel Zeit zum Reflektieren und Planen zu nehmen. Und viele Jahre hat es einfach nicht funktioniert. Zum einen, weil ich mir nicht die dafür nötige Zeit genommen habe. Aber vor allem lag es daran, dass ich nicht wirklich wusste, wie ich an die Sache herangehen sollte. Der Prozess war zu nebulös für mich und deshalb hab ich ihn gar nicht erst begonnen. Aber im letzten Jahr bin ich dann auf eine tolle Ressource von Redeeming Productivity zur Jahresplanung gestoßen und das hat für mich den Unterschied gemacht.

Darauf aufbauend habe ich mir selbst eine Vorlage zur Reflexion und Planung erstellt. Diese kann für jeden gewünschten Zeithorizont verwendet werden; ich nutze diesen prinzipiellen Ablauf für meine Jahres-, Monats- und Wochenplanung. Dieses Gerüst will ich gern teilen in der Hoffnung, dass es auch für andere gewinnbringend ist.

1. Reflektieren

Zuallererst halte inne und schaue auf das vergangene Jahr zurück. Was war alles los? Was hast du erlebt? Gehe deine verschiedenen Verantwortungsbereiche durch (Beziehung zu Gott, Beziehungen, Arbeit, Finanzen …) und frage dich: Was hast du im vergangenen Jahr in diesem Bereich getan? Was ist dir gelungen und worüber freust du dich? Sage Gott Dank dafür! Was lief nicht so wie geplant und worüber ärgerst du dich? Lege auch das Gott hin und gebe es bei ihm ab!

2. Fokussieren

Beim Nachdenken über das vergangene Jahr fallen dir vielleicht schnell einige Dinge ein, die du im kommenden Jahr besser machen willst. Unser natürlicher Impuls ist es, sofort zur Planung dieser Punkte zu springen. Bitte gib dieser Versuchung nicht nach! Halte diese Gedanken irgendwo fest, damit du später wieder darauf zurückkommen kannst. Bevor wir aber wirklich konkrete Schritte planen, ist es wichtig, uns auf das Wichtige zu fokussieren. Viel zu schnell passiert es uns, dass wir zum Spielball unserer Ideen oder der Agenda Anderer werden. Deshalb halte weiter inne und frage dich: Was ist dir wichtig? Wofür willst du deine Zeit einsetzen? Vielleicht hast du bereits ein persönliches „Mission Statement“ (oder eine Lebensregel) erstellt. Wenn ja, dann hole es hervor und lies es dir durch. Ist es noch aktuell oder muss es angepasst werden? Wenn nein, dann frage dich, was dir in den großen Bereichen deines Lebens wirklich wichtig ist: Beziehung zu Gott, Persönliches & Gesundheit, ggf. Ehe & Familie, Beziehungen, Arbeit, Gemeinde.

Dieser Schritt ist am leichtesten zu übergehen. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Gleichzeitig ist er aber unglaublich wichtig, wenn wir ein zielgerichtetes Leben führen wollen! Wenn wir uns nicht darauf fokussieren, was für unser Leben wirklich wichtig ist, bleiben wir Getriebene unserer Umstände, Kalender, Ideen und der Aufgaben Anderer.

3. Planen

Nachdem du auf das vergangene Jahr zurückgeschaut und dich selbst auf das große Ziel des Lebens fokussiert hast, ist es nun endlich an der Zeit, auf das neue Jahr zu blicken. Welche Termine stehen im neuen Jahr an? Trage sie in deinen Kalender ein! Ich benutze für die Planung sowohl einen digitalen als auch einen analogen Kalender. Der digitale ist auf dem Smartphone die meiste Zeit bei mir und neue Termine werden automatisch mit meiner Frau geteilt. Zusätzlich habe ich aber auch noch in meinem Arbeitszimmer zuhause und im Büro in der Gemeinde einen großen A1-Wandkalender, der mir einen Überblick über das gesamte Jahr bietet. Ich mag die Übersicht, die er mir bietet; das kann mir bisher kein digitaler Kalender bieten. Und weiterhin frage dich: Welche Ziele willst du im neuen Jahr erreichen? (Das kommt den sogenannten „guten Vorsätzen“ am nächsten.) Frage dich aber auch: Warum willst du sie erreichen? Welche Motivation steckt dahinter?

Ein Tipp, wenn du Christ bist: Das wichtigste Ziel für dich als Christ sollte es sein, Gott besser kennenzulernen und ihm ähnlicher zu werden. Ich bin der Überzeugung, dass das am besten funktioniert, wenn du dich regelmäßig mit Gottes Wort beschäftigst. Ich will kein neues Gesetz aufstellen, aber ich glaube, dass es für jeden Christen von immensem geistlichen Wert ist, wenn er immer wieder die komplette Bibel liest. Mit nur 20–30 Minuten am Tag schaffst du es locker, einmal im Jahr durch die gesamte Bibel zu kommen. Konkrete Vorschläge für Lesepläne folgen weiter unten.

4. Loslegen

Nun endlich wird es ganz praktisch! Nachdem du dir klar geworden bist, was dir wichtig ist, was im nächsten Jahr bereits ansteht und was du gern erreichen willst, gilt es jetzt, einen Plan zu schmieden, wie du denn auch zum Ziel gelangst. Was musst du tun, um deine gewünschten Ergebnisse zu erreichen? Wenn du dir ein bestimmtes Fitness-Ziel gesetzt hast, welche Gewohnheiten sind notwendig, um erfolgreich zu sein? Wenn du dir vorgenommen hast, ein bestimmtes Buch oder eine bestimmte Anzahl von Büchern zu lesen, wie viel musst du dann durchschnittlich jede Woche oder jeden Monat lesen? Hier geht es darum, aus deinen großen Zielen und Wünschen regelmäßige Gewohnheiten abzuleiten, die dir helfen, diese zu erreichen. Ich hatte mir zum Beispiel für 2022 das Ziel gesetzt, zwei große theologische Bücher zu lesen. Weil die so umfangreich und unüberschaubar waren, habe ich mir am Anfang des Jahres einen Plan erstellt, welches Kapitel ich in welcher Woche lesen muss, um am Ende beide Bücher gelesen zu haben. Stand jetzt hänge ich zugegeben ein bisschen hinterher (ich werde das zweite Buch wohl erst im Januar fertig lesen), aber ohne meinen Plan wäre ich niemals so weit gekommen.

Wenn du gern die Bibel innerhalb eines Jahres komplett lesen willst, habe ich zwei mögliche Lesepläne für dich. Der erste ist der „5-Tage-Bibelleseplan“. Mit diesem habe ich in 2022 durch die Bibel gelesen. Dieser Plan wurde von einem Ehepaar aus den USA entwickelt und führt chronologisch durch die Bibel. Besonders gut finde ich an ihm, dass er pro Woche nur fünf Lesungen hat; somit hat man die Wochenenden frei bzw. einen Puffer, falls man mal an einem Tag nicht zum Lesen kommt. Diesen Plan habe ich im vergangenen Jahr ins Deutsche übersetzt und jetzt in eine jahres-unabhängige Version „umgewandelt“. Nach diesem Vorbild habe ich nun einen eigenen Plan nach meinen Wünschen zusammengestellt. Der „Tanach Bibelleseplan“ führt ebenfalls innerhalb eines Jahres durch die komplette Bibel, mit jeweils fünf Lesungen pro Woche. Die alttestamentlichen Bücher sind dabei in der jüdischen Reihenfolge angeordnet. Somit liest man das AT in der Abfolge, in der es auch Jesus damals gelesen hat. Als Hilfestellung für das persönliche Gebet gibt es für jeden Tag einen Psalm. Ich freue mich darauf, in 2023 die Bibel so zu lesen, wie ich es noch niemals zuvor getan habe. Wenn du möchtest, bist du gern eingeladen, dich mit auf diese Reise zu begeben. Ich bin offen und dankbar für deine Rückmeldung zu meinem selbst erstellten Bibelleseplan.

Ein neues Jahr bietet eine Menge an Chancen und Möglichkeiten. Als Christen sind wir herausgefordert, nicht einfach in den Tag hineinzuleben, sondern die uns zur Verfügung stehende Zeit gut zu nutzen. Seine Zeit zu planen kann manchmal ziemlich menschlich und „ungeistlich“ wirken. Es fühlt sich nach „aus eigener Kraft arbeiten“ an und so wenig nach „leben aus der Kraft Gottes“. Und natürlich dürfen wir nicht vergessen, dass unser erster und wichtigster Auftrag ist, bei Jesus zu bleiben, „denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ (Johannes 15,5) Aber gleichzeitig können wir auch wie der Apostel Paulus mit einem guten Plan ans Werk gehen. Er vereint für mich unübertroffen das Handeln Gottes und das des Menschen, indem er sagt: „Ich habe viel mehr gearbeitet als alle anderen, nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.“ (1. Korinther 15,11)


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