The Chosen – Anschauen oder nicht?

Die Serie The Chosen ist aktuell in christlichen Kreisen in aller Munde. Viele sind begeistert von der Serie, die das Leben von Jesus und seinen Jüngern auf den Fernseher bringt. Aber auch immer mehr Menschen äußern sich kritisch und warnen davor. Vor diesem Hintergrund haben die Freunde von STEPS Leaders einen ausführlichen Artikel zum Umgang mit der Serie veröffentlicht, den es sich lohnt komplett zu lesen. Sie schreiben:

Er [der Artikel] ist keine Verteidigung der Serie – aber auch keine Warnung. Wir werden nicht jeden Vorwurf im Detail analysieren. Wir wollen ein paar einordnende Gedanken teilen, ihr Potenzial aufzeigen und eine Stimme in der Kontroverse sein, die für einen ausgewogenen und reflektierten Umgang mit The Chosen wirbt – und mit der Kritik an The Chosen! Unser Wunsch ist, dass du lernst, selbst zu mündigen Urteilen in kontroversen Fragen zu kommen.

The Chosen ist keine »Dokumentation« über das Leben von Jesus. In unseren Augen ist The Chosen der Versuch, eine visuell geprägte Generation in einer post-christlichen Gesellschaft über Jesus ins Nachdenken zu bringen. Die Serie funktioniert dabei weniger wie eine »Bibelübersetzung«, bei der um jedes Detail gerungen werden muss, sondern eher wie ein »visuelles Bibellexikon« oder eine »Predigt«, die Zuschauer durch zusätzliche Fakten (z.B. wie damals Sabbat gefeiert wurde) in die Lebenssituation der Menschen zur Zeit von Jesus hineinnimmt.
Kann man der Serie vertrauen? Genau diese Frage werfen die Macher der Serie selbst auf. An ihr »Glaubensbekenntnis« möchten wir alle verweisen, die sich eine kritische Meinung zu The Chosen bilden möchten. In dem Video betont der Regisseur u.a., dass die Serie kein Ersatz für die Bibel sein darf; die Macher sich ihrer inhaltlichen Verantwortung bewusst sind; und er bittet darum, die Inhalte der Serie zu prüfen (und nicht die Schauspieler oder Mitarbeiter zu bewerten, die in dem Projekt involviert sind).

Ich selbst kann beide Seiten der Diskussion nachvollziehen. Bisher habe ich nur die erste Staffel gesehen, habe aber auch vor weiterzuschauen. Manche Szenen haben mich extrem be- und gerührt. Die Bilder lassen manchen Bibeltext neu lebendig werden und helfen, sich selbst in die Situation hineinzuversetzen. Aus Worten wird etwas Sicht- und Greifbares. Ich glaube, dass The Chosen es sehr gut schafft, die Evangeliumsberichte über Jesus und seine Jünger für die aktuelle Gesellschaft interessant zu machen. Die Serie weckt neues Interesse am Leben von Jesus und das ist gut!

Gleichzeitig habe ich mit dem gesellschaftlich relevanten Medium (Serie streamen) auch meine Bedenken. Ich sehe die reale Gefahr, dass wir—weil wir in einer visuellen Kultur voller Videos, Filme und Clips leben—das Original verschmähen und uns stattdessen lieber mit der leicht verdaubaren Adaption zufriedengeben. Anstatt das Buch zu lesen, schauen wir uns lieber die Verfilmung an. Dabei muss uns aber bewusst sein, dass Buchverfilmungen nahezu nie an die Tiefe und Komplexität des Buches heranreichen können. Natürlich muss aber auch erwähnt werden, dass Filme dennoch ein Zugang zur zugrundeliegenden Literatur sein können. Ich selbst zum Beispiel hätte vielleicht nie die Herr der Ringe-Bücher gelesen, wenn ich nicht zuerst von den Filmen begeistert gewesen wäre. Insofern die Serie zum Bibellesen bewegt, habe ich kaum ein Problem mit ihr. Hält sie aber davon ab, dann müssen wir unbedingt davon abraten.

Es ist also nicht schwer, positive Argumente für The Chosen zu finden und die Serie zu rechtfertigen; genauso wie es leicht ist, viele Argumente dagegen zu finden. Was ich und die STEPS-Mitarbeiter sich wünschen, ist ein reflektierter Umgang mit der Serie; ein Umgang, der von Weisheit, Unterscheidungsvermögen und Nächstenliebe in Bezug auf Andersdenkende geprägt ist. Ich empfehle sehr, die Reflexionsfragen am Ende des STEPS-Artikels zu durchdenken. Klar braucht das etwas Zeit und Konzentration. Aber nur so kannst du weise und ausgewogen zu einer persönlichen Entscheidung gelangen, ob du The Chosen anschauen solltest oder lieber nicht.


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