Er ist wahrhaftig auferstanden (3): Alternativen zur Auferstehung

Als es um die Indizien für die Auferstehung ging, hatte ich bereits gesagt, dass es auch alternative Erklärungsmöglichkeiten gibt, die nicht von einer tatsächlichen Auferstehung ausgehen. Skeptiker versuchen, dieses un- und übernatürliche Ereignis anders zu erklären. Sie gehen davon aus, dass es eine andere logische, vernünftige und natürliche Erklärung für das Geschehen geben muss. Diesen Alternativtheorien will ich mich nun zuwenden.

Da die zuvor genannten drei Indizien sowohl von Gläubigen als auch von Skeptikern anerkannt werden, werde ich die folgenden Theorien daran bewerten. Sie müssen eine plausible Erklärung für die Hinweise bieten. Dabei ist es auch wichtig, zwischen möglichen Erklärungen und vernünftigen Erklärungen zu unterscheiden. Auch wenn einige Deutungen theoretisch möglich sind, muss das noch nicht heißen, dass sie deshalb auch automatisch vernünftig anzunehmen sind. Letztlich suchen wir nicht nach einer Erklärung für die Ereignisse rund um die Auferstehung, sondern nach der besten Erklärung.

Der Leichnam wurde gestohlen

Ich beginne mit der ältesten Alternativtheorie: Die Leiche wurde aus dem Grab gestohlen. Diese Meinung wurde wohl noch direkt am Sonntag, dem „Auferstehungstag“, öffentlich gemacht. Sie wurde vom Hohen Rat in die Welt gesetzt, der verkünden ließ, die Jünger von Jesus hätten seinen Leichnam gestohlen und nun allen die Lüge erzählt, er wäre von den Toten auferstanden (Matthäus 27,11-15).

Bietet diese Theorie eine gute Erklärung der Indizien? Sicherlich für das leere Grab, denn wenn die Leiche gestohlen wurde, sollte dort nichts mehr zu finden sein. Erklärt sie die Erscheinungen des Auferstandenen und die Veränderung im Leben der Jünger? Ich meine Nein! Ein wissentlicher Diebstahl mit einer ausgedachten Auferstehungsgeschichte ist kaum eine belastbare Basis für die nachhaltige Veränderung der Jünger. Woher käme auf einmal dieser unbändige Mut, selbst im Angesicht des Todes Jesus als auferstandenen Herrn und Gott zu verkündigen? Nur wenige Tage zuvor waren sie alle noch bei der Festnahme Jesu aus Angst geflohen. Woher hätten sie die Kraft genommen, diese irrwitzige Lügengeschichte, Jesus sei tot gewesen und wieder lebendig geworden, bis zum Ende ihres Lebens aufrechtzuerhalten und dafür zu sterben? Im ersten Jahrhundert gab es in Palästina mehrere Messias-Bewegungen. Ihre Führer wurden umgebracht und damit verebbte die Begeisterung wieder. So schnell wie diese Bewegungen entstanden, fielen sie auch wieder in sich zusammen. Wäre Jesus tot geblieben und die Jünger hätten die Leiche gestohlen, müssten wir erwarten, dass auch diese Bewegung schnell gestorben wäre. Aber das tat sie nicht!

Diese „Verschwörungstheorie“ des gestohlenen Leichnams kann auch die berichteten Erscheinungen von Jesus nicht erklären. Wenn die zwölf Jünger behaupten, sie hätten den auferstandenen Herrn gesehen, dann kann man das noch als Teil ihrer Lügengeschichte erklären. Wie aber können 500 verschiedene Leute einen toten Menschen lebendig sehen? Und wie erklärt man die Erscheinung bei Paulus, einem Skeptiker? Er hat alles darangesetzt, diese Lügengeschichte und ihre Anhänger zu vernichten. Er war felsenfest vom Gegenteil überzeugt. Sollte er dieser Lüge plötzlich selbst verfallen sein?

Um diese Alternativtheorie zu stützen, müsste man noch weitere irrwitzige Annahmen treffen. Man muss annehmen, die Jünger von Jesus hätten, nachdem sie an Karfreitag alle noch verängstigt geflohen waren und sich versteckt hatten, schon am Samstag spontan den Plan gefasst, ihren Lehrer als glorreich auferstanden zu präsentieren. Sie hätten sich dabei eine Story ausgedacht, von der sie wussten, dass sie absolut verrückt ist und dass sie von jedem angezweifelt werden würde und für die sie nur Schwierigkeiten bekämen. Ihnen wären außerdem ihre jüdischen Reinheitsvorschriften egal gewesen, nach denen man jeden Kontakt zu einer Leiche vermeiden sollte. Am Sonntagmorgen dann hätten diese Jünger ein bewaffnetes und gut ausgebildetes Wachkommando mit Berufssoldaten ausgeschaltet. Zuletzt hätten sie die Leiche gestohlen, überall die Lüge der Auferstehung verbreitet und für diese Lüge bereitwillig Verfolgung, Folter und schlussendlich den Tod auf sich genommen.

Mir fällt es sehr schwer, so einer Geschichte Glauben zu schenken.

Jesus war gar nicht tot

Eine andere Theorie meint, dass Jesus am Kreuz gar nicht gestorben ist. Stattdessen ist er dort nur in Ohnmacht gefallen und alle hielten ihn nur für tot. Nachdem er aber ins Grab gelegt wurde, kam er wieder zu sich, befreite sich aus Leinentüchern und Gruft und stellte sich seinen Jüngern als auferstanden dar.

Wiederum fragen wir, ob diese Theorie eine gute Erklärung der Indizien bietet. Und hier sieht die Bewertung schon besser aus als bei der ersten Alternative. Sie kann sowohl das leere Grab als auch die Erscheinungen des auferstandenen Jesus gut erklären. Denn wäre Jesus nicht gestorben, könnte er ja wieder aus dem Grab herausgehen. Und als lebendiger Mensch könnte er umherlaufen und von vielen Leuten gesehen werden. Erklärt diese Theorie die Veränderung im Leben der Jünger? Vielleicht. Wären sie wirklich davon überzeugt gewesen, dass Jesus am Kreuz gestorben war, dann müsste sein plötzliches Auftauchen für sie sicherlich beeindruckend und „übernatürlich“ sein. Allerdings habe ich Zweifel, ob das Auftreten Jesu für die Vorstellung einer „glorreichen Auferstehung“ gereicht hätte.

Diese Theorie hat jedoch zwei gravierende Probleme. Erstens ignoriert sie alle zeitnahen Quellen. Sowohl die frühesten christlichen Quellen (Briefe und Evangelien) als auch die nichtchristlichen (Josephus, Tacitus) sprechen alle übereinstimmend davon, dass Jesus gestorben ist. Sie befindet sich also im Widerspruch zu den Berichten der Menschen, die direkt dabei waren bzw. in dieser Zeit lebten und darüber schrieben. Und zweitens entbehrt diese Meinung jeder Vernunft! Die Scheintod-Theorie nimmt an, dass professionelle Killer nicht in der Lage sind zu erkennen, wann ihr Opfer tot ist und wann nicht. Sie vergisst anscheinend auch, dass Jesus vor seiner Kreuzigung bereits grausam gefoltert wurde. Sein Rücken war durch Peitschenhiebe aufgeschlagen und zerrissen. Durch die Dornenkrone, die ihm aufgesetzt wurde, hatte er tiefe Löcher im Kopf. Beides führte unweigerlich zu hohem Blutverlust. Danach musste er den Balken seines Kreuzes selbst zur Hinrichtungsstätte tragen. Schon da war er so schwach, dass er auf dem Weg zusammenbrach und ein Beistehender sein Holz tragen musste. Anschließend wurde er mit Nägeln durch Füße und Handgelenke an das Kreuz genagelt und dieses aufgerichtet. Mehrere Stunden hing er dort im ständigen Kampf gegen das Ersticken. Zum Schluss wurde ihm noch ein Speer in die Bauchseite gestoßen. Die Scheintod-Theorie geht davon aus, Jesus hätte all das überlebt. Aber es geht noch weiter: Er wurde vom Kreuz abgenommen und in Tücher eingewickelt. Diese Tücher wurden mit ca. 33 kg Salbe getränkt. Anschließend wurde er in ein kaltes und vielleicht auch feuchtes Felsengrab gelegt. Während dieser ganzen Prozedur hätte keiner der Beteiligten bemerkt, dass sein Körper noch lebte und nicht kalt und steif wurde, obwohl sie unmittelbar daran arbeiteten! Als Jesus dann im Grab lag, wäre er wieder zu Bewusstsein gekommen. Er hätte sich selbst aus den eng anliegenden klebrigen Tüchern befreit, aus eigener Kraft den schweren Stein vor dem Eingang weggerollt und sich an dem römischen Wachbataillon vorbeigeschlichen. Dann wäre er mit Löchern in den Füßen nach Jerusalem gegangen und hätte sich dort seinen Jüngern als siegreich auferstandener Herr präsentiert. Wenn man so etwas wirklich für möglich hält, wäre zwar die Ungläubigkeit der Jünger angesichts von Jesus verständlich. Aber anstatt ihn als auferstandenen Herrn zu feiern, hätten sie wohl zuerst einmal einen Arzt geholt.

Mir persönlich fehlt der Glaube, um so eine Theorie für wahr halten zu können.

Die Jünger haben halluziniert

Einige behaupten wiederum, Jesus sei tatsächlich tot gewesen, die Jünger dachten aber aufrichtig, sie hätten den Auferstandenen gesehen. Jedoch waren ihre Erscheinungen nur Halluzinationen und Einbildungen. Projektionen ihres Gehirns, genährt aus dem Wunsch, ihr Lehrer würde noch leben.

Erklärt diese Theorie die Indizien? Das leere Grab auf alle Fälle nicht. Die Erscheinungen auch nicht. Warum, erläutere ich gleich. Jedoch können wir zustimmen, dass sie eine mögliche Begründung für die Veränderung der Jünger ist.

Hätten die Jünger aber nur halluziniert, dann wäre die Leiche noch im Grab gewesen! Sobald sie also von der Auferstehung gesprochen hätten, wäre es ein Leichtes gewesen, den Leichnam herauszuholen und zu zeigen. Damit wäre die Auferstehungsgeschichte sofort im Keim erstickt. Das größere Problem an dieser Theorie sind jedoch die Halluzinationen an sich. Erstens wird vorausgesetzt, dass die Jünger sich den auferstandenen Jesus gut vorstellen konnten. Aber wie wir zuvor schon gesehen haben, war die Vorstellung einer individuellen, körperlichen Auferstehung im Judentum undenkbar. Die Jünger hatten gar keine Denkkategorie dafür. Zweitens sind Halluzinationen alleinstehend und subjektiv. Von wiederholten Gruppenhalluzinationen, die für alle immer das gleiche Bild produzieren, ist nichts bekannt. So funktionieren Halluzinationen und Träume nicht. Man stelle sich folgendes Gespräch zwischen zwei Freunden vor: „Der Traum, den wir beide heute Nacht hatten, war voll krass, oder?“ – „Ja, fand ich auch. Lass uns das nächste Nacht gleich nochmal träumen!“ Halluzinationen können außerdem nicht erklären, warum auch Skeptiker und Gegner der Auferstehung die Erscheinung von Jesus sehen. Und schließlich: Halluzinationen essen in der Regel auch keinen Fisch (Lukas 24,41-43)!

Während also die Halluzinationstheorie eine mögliche modern-psychologische Erklärung für die Auferstehung bietet, ignoriert sie dabei sowohl die historischen Fakten als auch das Wesen von Halluzinationen an sich. Einer so in sich selbst widersprüchlichen Theorie sollte man keinen Glauben schenken.

Im nächsten Beitrag wird es um zwei weitere Alternativtheorien gehen, die von unterschiedlichen Menschengruppen heute noch vertreten werden.


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