Was ist Apologetik?

Seit etwa einem Jahr beschäftige ich mich intensiv mit Apologetik. Ein gewisses Interesse an den rationalen Gründen für den christlichen Glauben war schon längere Zeit da. Aber getrieben durch verschiedene Umstände hatte ich das Gefühl, dass ich mich intensiver mit diesem Themengebiet beschäftigen sollte. Und nun ja, ich bin hängengeblieben. Seitdem gibt es in meiner Freizeit kaum ein anderes Thema.

Was aber ist eigentlich Apologetik genau? Was versteckt sich hinter diesem fremd und hochtrabend klingenden Wort?

Woher kommt das Wort “Apologetik”?

Der Begriff “Apologetik” kommt von dem griechischen Wort apologia. Dieses Wort setzt sich zusammen aus der Vorsilbe apo (“von”) und logion (“Wort” bzw. “Spruch”). Es heißt also so viel wie “wegreden” oder “wegsprechen”.1Entnommen aus Bibel und Bekenntnis. Den Glauben verteidigen?! – Was ist Apologetik? Dieser Begriff wurde oft im Gerichtskontext verwendet und somit kommen wir zu einer Bedeutung von “vor Gericht verteidigen”. Der Gedanke ist also, dass man eine Anklage “wegspricht”, sie also widerlegt. Oder aber auch, dass man offensiv die Gründe für eine Sache darlegt. Die Verwendung des Wortes im Neuen Testament unterstreicht diese Gedanken. Jesus sagt zum Beispiel in Lukas 12,11 zu seinen Jüngern: “Wenn man euch in den Synagogen vor Gericht stellt oder euch vor die Behörden und die Machthaber führt, dann macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen und was ihr sagen sollt.” Das Wort kommt auch mehrmals in Apostelgeschichte 24-26 vor, wo sich Paulus vor den Statthaltern in Cäsarea verteidigt (z.B. Apg 24,10; 26,1).

Was ist Apologetik?

Da wir nun wissen, aus welchem Kontext das Wort stammt, was bedeutet es dann für uns? Ich würde Apologetik so definieren:

Apologetik ist die Verteidigung der Wahrheit und Vernunft des christlichen Glaubens und das Aufzeigen der Unwahrheit und Unvernunft anderer Weltanschauungen, um so Christen zu stärken und Nichtchristen zum Nachdenken anzuregen.

In dieser Definition verpackt sind die Aufgabe und das Ziel der Apologetik.

Zum einen sollen wir unseren Glauben verteidigen. Das heißt, man geht auf Einwände ein, die vorgebracht werden und beantwortet diese. Klassische Beispiele dafür sind unter anderem “Ein liebender Gott würde nicht so viel Leid auf der Welt zulassen” oder “Das Christentum ist verantwortlich für so viel Gewalt auf der Welt”. Auf diese Anklagen müssen Christen eine Antwort geben.

Als Christ ist man jedoch nicht automatisch immer der Angeklagte, sondern die zweite Aufgabe der Apologetik ist es, aktiv auf die Fehler und Trugschlüsse anderer Weltanschauungen aufzuzeigen. Das ist sicherlich eine bedeutend anspruchsvollere Aufgabe als das Antworten auf Einwände. Denn hier muss man sich schon besser mit den anderen Weltanschauungen auskennen. Zwei Beispiele wären die logische Unmöglichkeit von moralischem Relativismus (“Man darf anderen Menschen nicht vorschreiben, was richtig und was falsch ist.”) und die Aussage, dass durch die Wissenschaft der Glaube überflüssig geworden ist.

Ein dritter Aufgabenbereich ist nach innen gewandt, nämlich an die Gemeinde und den Christen selbst. Apologetik hilft uns, gute Gründe für unseren Glauben zu formulieren und damit eigenen Zweifeln entgegenzutreten. Das ist auch schon das erste Ziel der Apologetik: Wir beschäftigen uns nicht nur mit den Argumenten für das Christentum, um Außenstehenden zu antworten. Sondern das für mich noch wichtigere Ziel ist die Stärkung des eigenen Glaubens. Wenn man weiß, dass es sehr gute und belastbare Gründe für die eigene Weltanschauung gibt, dann kann man viel sicherer in das Gespräch mit Nichtchristen gehen. Dann wird man von Einwänden und kritischen Fragen nicht kalt erwischt und ins Schleudern gebracht. Selbst wenn man nicht sofort eine passende Antwort hat, kann man dennoch in dem Wissen ruhen, dass der christliche Glaube Sinn macht, auch wenn man gerade mal etwas nicht weiß.

Und das zweite Ziel ist, Nichtchristen zum Nachdenken zu bringen. Man versucht ihnen zu zeigen, dass es nicht unvernünftig ist an Gott zu glauben. Oder dass ihre mit Überzeugung vorgebrachten Ansichten manchmal gar kein so überzeugendes Fundament haben. Wir wollen ihnen einen “Stein im Schuh” platzieren, der drückt und sie dazu zwingt, sich weiter mit dem Christentum zu befassen.2Dieser Gedanke stammt aus dem genialen Buch Tactics von Greg Koukl Es geht letztlich darum, die Distanz zwischen der Person und Jesus zu verringern, sie offen zu machen sich mit Jesus zu beschäftigen, Vorbehalte und andere Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Somit ist Apologetik ein Wegbereiter oder Brückenbauer zu Jesus und dem Evangelium hin.

Was ist Apologetik nicht?

Da wir nun wissen, was Apologetik ist und was sie beinhaltet, will ich am Ende noch die Frage stellen, was sie denn nicht ist. Auch wenn das englische Wort “apology” vom gleichen griechischen Wort stammt, hat doch Apologetik nichts mit Entschuldigen zu tun. Sondern eher genau das Gegenteil. Wir entschuldigen uns nicht dafür, dass die christliche Lehre so ist wie sie ist, dass das Kreuz so intolerant erscheint usw. Sondern wir verteidigen diese Inhalte unseres Glaubens und zeigen, dass es sogar vernünftig ist, diese Aussagen für wahr zu halten und anzunehmen.

Und wenn ich gerade davon gesprochen habe, dass Apologetik ein Wegbereiter ist, so müssen wir festhalten, dass sie nur ein Hilfsmittel ist, kein Allheilmittel. Logische Argumente und Appelle sind keine magischen Pillen, die wie von selbst Glauben an Gott schaffen. Es wäre falsch anzunehmen, dass wir nur aufgrund von Argumenten Menschen zum Glauben überreden oder überzeugen können. Denn der Mensch ist nicht nur ein rationales Wesen, sondern auch ein emotionales. Und schon Blaise Pascal schrieb: “Das Herz hat Gründe, von denen der Verstand nichts weiß.” Die Apologetik kann also nur so viele Hindernisse wie möglich auf dem Weg zum Kreuz ausräumen, aber die eigentliche Annahme des Evangeliums muss der Heilige Geist bewirken.

Es wird also deutlich, dass Apologetik ein wichtiges Werkzeug für einen Christen ist. Ich werde in einem anderen Artikel noch genauer darauf eingehen, warum sich jeder Christ damit beschäftigen sollte. Und dennoch ersetzt es nicht das Wirken Gottes und die klare Verkündigung des Evangeliums. Apologetik und Evangelisation sind untrennbar miteinander verbunden.

Fußnoten


Wenn du per E-Mail über neue Beiträge benachrichtigt werden willst, dann kannst du deine E-Mail-Adresse ganz unten auf der Seite in das Formular eintragen.