Er ist wahrhaftig auferstanden (2): 3 Indizien für die Auferstehung

Gestern ging es um die Zentralität der Auferstehung von Jesus für den christlichen Glauben. Ohne sie ist unser ganzer Glaube hinfällig. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns wirklich sicher sind, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist. Im Folgenden will ich auf drei Indizien eingehen, die stark für die Auferstehung sprechen. Es gibt noch mehr. Aber ich beschränke mich auf diese drei, weil sie sowohl von Gläubigen als auch von Skeptikern gleichermaßen anerkannt werden.

Das leere Grab

Der erste Hinweis, dass die Auferstehung Jesu tatsächlich stattgefunden hat, ist, dass es ein leeres Grab gibt. Es ist schon sehr vielsagend, dass niemand, der sich damals in direkter Nähe des Geschehens aufhielt, diese Tatsache leugnet. Wir müssen in Betracht ziehen, dass die Kreuzigung, Grablegung und vermeintliche Auferstehung von Jesus in der direkten Nähe von Jerusalem stattfand. Jesus war ein prominenter Lehrer, er war eine Person des öffentlichen Lebens und überall bekannt. So wie heute die Schauspiel-Stars aus Hollywood. Und in Jerusalem waren zur Zeit des parallel stattfindenden Passah-Festes viele Leute in der Stadt. Außerdem war seine Kreuzigung und Sterben von außergewöhnlichen Naturerscheinungen begleitet, Finsternis mitten am Tag und ein Erdbeben. Buchstäblich jeder in Jerusalem bekam das mit (Lukas 24,18). Es wäre also ein Leichtes, sobald die ersten Auferstehungs-Stimmen laut würden, zum Grab zu gehen, den Leichnam herauszuholen, allen zu präsentieren und damit die Gerüchte im Keim zu ersticken. Aber das tut niemand! Stattdessen erkennen sowohl Freund als auch Feind an, dass das Grab tatsächlich leer war. Der “Hohe Rat” (die religiöse Führung des Volkes und hauptverantwortlich für die Hinrichtung Jesu) lässt sogar den “alternativen Fakt” verbreiten, dass die Jünger von Jesus die Leiche gestohlen hätten. Dieses Mittel mussten sie nur wählen, weil das Grab offensichtlich leer war.

Ein weiteres Indiz für das leere Grab sind die berichteten Augenzeugen: Frauen. Das erscheint für uns nicht weiter beachtenswert, aber wir müssen wissen, dass damals Frauen vor Gericht nicht als Zeugen zugelassen waren. Sie galten als unglaubwürdig und hysterisch und waren deshalb nach allgemeiner Meinung ungeeignet, wenn es um das Herausfinden der Wahrheit ging. Warum also nennen dann alle vier Schreiber der Evangelien Frauen als erste Zeugen des leeren Grabes und des auferstandenen Jesus? Aus historisch-kultureller Sicht macht es doch überhaupt keinen Sinn, eine unglaubwürdige Geschichte durch das Hinzufügen von Frauen als Zeugen noch unglaubwürdiger zu machen! Das stimmt, es macht keinen Sinn – es sei denn, es war wirklich so gewesen.

Erscheinungen des auferstandenen Jesus

Ein nächster Hinweis für die Auferstehung ist die Tatsache, dass viele Menschen behauptet haben, sie hätten den auferstandenen Jesus gesehen. Nun gibt es sicherlich viele Deutungsmöglichkeiten, wen oder was diese Leute genau gesehen haben. Aber der Fakt bleibt bestehen, dass viele Menschen unbeirrbar der Meinung waren, sie hätten Jesus nach seiner Auferstehung gesehen. Paulus zählt viele dieser Leute in 1.Korinther 15,3-8 auf: Jesus erschien Simon Petrus, den anderen Jüngern, mehr als 500 Gläubigen, seinem Halbbruder Jakobus und schließlich auch Paulus selbst.

Paulus zählt in dieser Liste nicht nur Freunde und Nachfolger von Jesus auf. Jakobus war ursprünglich nicht wirklich gut auf seinen Halbbruder Jesus zu sprechen (siehe z.B. Markus 3,21). Während dieser lebte, hielt er ihn eher für einen Spinner, vielleicht sogar eine Schande für die Familie. Irgendetwas muss nach dem Tod von Jesus passiert sein, dass Jakobus seine Meinung ändert und Jesus sogar als Gott ansieht und an ihn glaubt. Es muss auf alle Fälle ziemlich gravierend gewesen sein – so wie eine Auferstehung. Und auch Paulus selbst war kein Nachfolger Jesu, der sich unbedingt wünschte, sein Lehrer wäre nicht gestorben. Im Gegenteil, er war einer der ärgsten Feinde der ersten Christen, der sie genau deshalb verfolgte, weil sie die (aus seiner Sicht) Lüge verbreiteten, Jesus sei auferstanden. Wenn selbst der größte Skeptiker überzeugt wird, dann ist es wahrscheinlich, dass an der Sache vielleicht doch etwas dran ist.

Zu beachten ist auch die Bemerkung zu den über 500 Menschen: “Die meisten von ihnen leben noch, wobei einige auch schon gestorben sind.” (1.Korinther 15,6) Warum schreibt Paulus das? Er fordert die Christen von Korinth damit indirekt auf, die Behauptungen der Auferstehung selbst zu überprüfen! Sie sollen sich nicht auf sein Wort verlassen, sondern können eine Menge Augenzeugen befragen. Und in der damaligen Zeit des pax romana (eine längere Zeitspanne, in der innerhalb des Römischen Reiches Frieden und Sicherheit herrschten) war das Reisen im Mittelmeerraum so einfach und sicher wie noch nie. Es wäre also kein Problem gewesen an die Stätte des Geschehens zurückzukehren und selbst nachzuforschen. Als Paulus diesen Brief schreibt, sind erst ca. 20 Jahre seit der Kreuzigung vergangen. Würde er versuchen den Korinthern Märchen aufzutischen, dann würden diese sehr schnell entlarvt werden. Der zeitliche Abstand ist viel zu gering, um fantastische Legenden zu bilden. Denn es gibt viele Menschen, die sich an die Geschehnisse erinnern können, die selbst mit dabei waren und sofort korrigierend eingreifen würden. Das ist vergleichbar mit dem Mauerfall 1989 oder dem 11. September 2001. Ich war beim Mauerfall noch nicht geboren, dementsprechend kann ich von mir aus nicht sagen, ob er tatsächlich geschehen ist, wie behauptet wird. Aber es gibt unzählige Menschen in meinem Umfeld, die mit dabei waren, die es hautnah miterlebt haben. Es wäre totaler Irrsinn, den Mauerfall oder den 11. September (dessen zeitlicher Abstand ja noch besser zu Kreuzigung und Korintherbrief passt) leugnen zu wollen. Dieser Versuch muss einfach scheitern.

Und ebenso wie wir bei der Beschreibung historischer Ereignisse uns auf Quellen beziehen und diese angeben, um unsere Sache zu untermauern, machen es auch Paulus und die vier Evangelisten. Paulus sagt nicht einfach, Jesus sei “vielen Menschen” erschienen, sondern er nennt konkrete Namen; Simon Petrus, die zwölf Jünger, der Halbbruder Jakobus. Genauso die Schreiber der Evangelien. Sie sagen nicht nur, dass “einige Frauen” und “einige Jünger” zum Grab gingen, sondern nennen die Namen: Maria Magdalena, Salome, Maria, die Mutter von Jakobus, Simon Petrus und Johannes. Sie nennen diese konkreten Personen, damit die ersten Leser bei ihnen nachfragen und sich vergewissern konnten. Würde man versuchen einen Mythos aufzubauen, wäre dieses Maß an Details sowohl ungewöhnlich als auch unerwünscht.

Das veränderte Leben der Jünger

Und schließlich ist das dritte Indiz für die Auferstehung, dass gleichsam von Skeptikern und Gläubigen anerkannt wird, das veränderte Leben der Jünger. Es muss eine sinnvolle Erklärung dafür geben, dass quasi über Nacht aus einer kleinen Gruppe verängstigter Jünger mutige Zeugen von Jesus Christus wurden, die bereit waren für eine unerhörte Botschaft ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Wir sollten nicht denken, dass die Jünger die Auferstehung Jesu sehnsüchtig erwartet haben. Oder dass die Menschen in der damaligen Zeit halt in ihrem Denken noch naiver gewesen wären und deshalb empfänglich für die übernatürliche Botschaft, ein Mensch sei von den Toten wieder auferstanden. Sowohl in der jüdischen als auch in der römischen Weltanschauung hatte die individuelle Auferstehung eines Menschen keinen Platz. Die Juden glaubten an eine kollektive Auferstehung aller Gläubigen am Ende der Weltgeschichte, am Tag des Herrn (vergleiche dazu Martas Aussage in Johannes 11,24). Aber dass ein einzelner Mensch schon davor wieder aufersteht, kam für sie nicht in Frage. Die Römer dagegen glaubten überhaupt nicht an eine Auferstehung. Für sie war alles Materielle schwach und vergänglich. Deshalb wurde der Tod von ihnen eher als Befreiung vom Körper angesehen. Eine körperliche Auferstehung war in ihrem Denken sowohl unmöglich als auch unerwünscht. Dass überhaupt jemand physisch von den Toten aufersteht, war für sie also undenkbar.1Timothy Keller, Warum Gott?, (Gießen: Brunnen, 2012), S. 245. Die plötzliche Behauptung also, Jesus sei von den Toten auferstanden, muss absolut unerhört und unglaubwürdig für alle Außenstehenden geklungen haben. Und dennoch haben die Jünger diese Botschaft verkündigt.

Außerdem müssen wir beachten, dass die Jünger selbst in ihrem Denken keinen Platz für die Auferstehung Jesu hatten! Als Jesus im Voraus seinen Tod und Auferstehung mehrmals ankündigte, waren ihre Reaktionen von Unverständnis geprägt. Als ihnen der auferstandene Jesus begegnete, glaubten sie es erst, als er sie mit Beweisen überschüttete. Der “ungläubige Thomas” ist dabei zum Sprichwort geworden, der sich weigerte an die Auferstehung zu glauben, bis er nicht mit eigenen Augen die Wunden am Körper Jesu gesehen hätte. Aber auch die anderen Jünger waren ähnlich skeptisch. Als sie den Bericht des leeren Grabes von den Frauen hörten, reagierten sie wie oben schon beschrieben: Sie taten das Gerede der Frauen als “Geschwätz” ab und glaubten ihnen nicht (Lukas 24,11). Für sie waren Frauen keine geeigneten Zeugen. Als Jesus ihnen dann begegnete, meinten sie erst, er wäre ein Geist. Selbst als sie seine Wunden sahen, glaubten sie nicht, dass er es wirklich ist! Jesus musste erst etwas vor ihren Augen essen, damit ihre Zweifel beseitigt wurden (Lukas 24,40-41). Wir sehen also, dass die Jünger selbst mindestens so skeptisch waren wie alle anderen Menschen auch, wir moderne Menschen eingeschlossen.

Wir benötigen auch eine gute Erklärung dafür, dass die Jünger quasi von einem Tag auf den nächsten ihre Angst verloren und entgegen jeder kulturellen Gepflogenheit Jesus als auferstandenen Herrn verkündigten. Aus frommen Juden wurden auf einmal Irrlehrer (in den Augen ihrer Mitjuden), die über Nacht eine als Verbrecher verurteilte Person als Gott verehrten. So etwas war einfach unerhört! Jeder Jude wusste: “Der Herr, dein Gott, ist einer.” (5.Mose 6,4) Dass auf einmal ein Mensch zum Gott erhoben wurde, dazu noch ein als Verbrecher verurteilter und hingerichteter, war pure Blasphemie. Genauso ging es gegen jede kulturelle und religiöse Linie, dass die ersten Christen sehr schnell den Sonntag (den Auferstehungstag) als Ruhetag und wichtigsten Tag der Woche begangen anstatt den Samstag, wie es die Juden taten. Sie stellten sich also mit diesen Handlungen bewusst gegen ihre teure und identitätsstiftende Religion. Sie mussten wissen, welche weitreichenden und schmerzhaften Konsequenzen das für sie haben würde. Und dennoch standen sie zu ihrem Glauben und ihrer Botschaft. Sie begannen öffentlich und furchtlos eine Botschaft zu verkünden, die ihnen nur Schwierigkeiten, Ablehnung, Verfolgung und ultimativ den Tod einbrachten. Das Neue Testament und die frühe Kirchengeschichte ist voll von den Erzählungen immenser und grausamer Verfolgung der Christen. Es ist menschlich gesehen einfach nicht vorstellbar, dass jemand bereit ist, für eine Sache Verfolgung und Tod zu erdulden, die als Lüge und Mythos bekannt ist. Die bessere Erklärung für die radikale und nachhaltige Veränderung der Jünger ist, dass die Auferstehung von Jesus tatsächlich stattgefunden hat und sie von dieser Tatsache felsenfest überzeugt waren.

Wir sehen also, dass die Indizien sehr stark für die Tatsache der Auferstehung sprechen. Christen haben allen Grund aus voller Überzeugung zu sagen: “Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!” Dennoch gibt es einige Versuche das, was damals passiert ist, anders zu erklären. Im nächsten Beitrag geht es deshalb um einige Alternativtheorien und es soll getestet werden, ob diese einer kritischen Überprüfung standhalten.

Fußnoten

  • 1
    Timothy Keller, Warum Gott?, (Gießen: Brunnen, 2012), S. 245.

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