Brief eines erfahrenen Chirurgen

Alan Jacobs hat den Brief eines Arztes aus der Zeit Florence Nightingales ausgekramt und gepostet. Eine gewisse Ähnlichkeit mit aktuellen Meinungen ist durchaus vorhanden.
Mit meiner Übersetzung und Re-Post will ich keinerlei politische Agenda oder was auch immer verfolgen! Es ist einfach ein interessantes Fundstück, das mich schmunzeln ließ, aber auch etwas zum Nachdenken anregt. In diesem Sinne, viel Spaß damit.


Ich gestehe, dass ich nicht nur beunruhigt, sondern auch erschöpft bin angesichts der endlosen Forderungen, dass ich, ein ausgebildeter und erfahrener Chirurg, meine Hände waschen soll, bevor ich die Patienten operiere. Der Hauptanstoß für diese Forderungen scheint von einer gewissen Miss Nightingale auszugehen, die zweifellos eine bewundernswerte Frau ist, aber weder als Chirurgin noch als Ärztin ausgebildet wurde. Nichts in meiner umfangreichen Erfahrung – als, wie ich wiederholen möchte, gut ausgebildeter Chirurg – deutet auf die Notwendigkeit einer solchen Praxis hin. Es stimmt natürlich, dass nicht alle meine Patienten den Operationssaal überlebt haben, aber kein Chirurg hat jemals eine perfekte Erfolgsbilanz vorzuweisen, und ich habe guten Grund zu der Annahme, dass Miss Nightingale auf der Krim keine spektakulären Heilungsfähigkeiten gezeigt hat.

Darüber hinaus verstehen wir die chemischen Eigenschaften der Seife nicht vollständig; es kann durchaus sein – und ich vermute, dass dies der Fall ist -, dass die Einführung von Seifenlauge oder sogar von Händen, die kürzlich mit Seifenlauge in Berührung gekommen sind, in einem infizierten oder anderweitig erkrankten Körperteil mehr Symptome hervorruft, als sie möglicherweise lindern könnte. In diesen Fällen ist die natürliche Beschaffenheit der Hände des Chirurgen gewiss sicherer als die Einführung einer so völlig unnatürlichen Substanz wie Seife. In der Tat haben mir zwei entfernte Verwandte vor kurzem geschrieben, um mir mitzuteilen, dass sie mit eigenen Augen gesehen haben, wie menschliche Haut furchtbar verbrannt und Organe des menschlichen Körpers verfärbt und verdorrt sind, wenn sie mit Seife in Berührung kamen. Ein so überzeugendes Zeugnis kann unmöglich abgetan werden.

Ich bin außerdem besorgt über die langwierigen und sehr erregten Erklärungen der Regierung Ihrer Majestät zu diesem Thema. Wie wohlmeinend diese öffentlichen Bediensteten auch sein mögen, ihre – lassen Sie mich offen sagen – Inkompetenz in anderen Angelegenheiten lässt mich in diesem Fall nicht auf ihre Plädoyers hören. Es scheint in der Tat so zu sein, dass ihre gesamte Kampagne zugunsten des Händewaschens von dem Wunsch geleitet wird, einen politischen Triumph über die Loyale Opposition zu erringen, die uns alle bis vor kurzem mit ihrer klugen Regierungsführung gesegnet hat.

Abschließend und in aller Kürze möchte ich Miss Nightingale und anderen, die so lautstark für die seltsame Praxis des Händewaschens agitieren, einfach sagen: Dies sind meine Hände, und ob ich sie wasche oder nicht, ist meine Entscheidung.

Ihr gehorsamer Diener, etc. etc.


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