Warum zeigt Gott sich nicht deutlicher?

Wenn Gott tatsächlich existiert, dann müssten wir doch etwas von ihm mitbekommen. Und wenn er die Menschen liebt und es für sie eine Frage von Leben oder Tod ist, ob sie ihn kennen oder nicht, dann sollte ihm doch daran gelegen sein, sich so vielen Leuten wie möglich zu zeigen. So (oder so ähnlich) denken viele Menschen über Gott. Wenn es ihn gibt, dann müsste er sich doch deutlicher zeigen. Als der Philosoph und Religionskritiker Burtrand Russell mal gefragt wurde, was er zu Gott sagen würde, gäbe es ihn denn, antwortete er: „Sir, warum haben Sie mir keine besseren Beweise gegeben?“ Damit hat er wahrscheinlich vielen Leuten aus der Seele gesprochen. Auch Christen. Ich jedenfalls kenne diesen Gedanken gut. Warum scheint es so, als ob die Welt auch sehr gut ohne Gott funktioniert? Warum ist Gott so schwer zu erkennen, wenn er doch will, dass so viele Menschen wie möglich gerettet werden? Warum erscheint er selbst mir, der ich doch Christ bin und von seiner Existenz überzeugt, manchmal so weit weg?
Viele dieser Fragen sind verständlich und sollen auf keinen Fall übergangen werden. Deshalb nachfolgend einige Denkanstöße zu dieser Frage.

Gott hat sich gezeigt

Wenn wir sagen, dass Gott sich uns nicht zeigt, dann stimmt das nicht. Er hat sich wahrscheinlich nur nicht so offenbart, wie wir uns das wünschen und vorstellen.
Gott zeigt sich in der Natur. Paulus schreibt an die Christen in Rom:

„Dabei ist doch das, was man von Gott erkennen kann, für sie deutlich sichtbar; er selbst hat es ihnen vor Augen gestellt. Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen.“ (Römer 1,19-20)

Paulus sagt, dass jeder durch das Beobachten der Natur erkennen kann, dass es Gott gibt. Gleiches sagt David in Psalm 19,1: „Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe zeigt, dass es das Werk seiner Hände ist.“ Jeder Mensch kann Gott durch die Natur erkennen. Sicherlich nicht allumfassend, denn Himmel, Sterne, Berge, Pflanzen und Tiere erzählen uns nichts über Gott, wie Menschen verständlich miteinander sprechen. Ähnlich wie David sehen aber seit Jahrtausenden die Menschen die scheinbar unendliche Weite des Weltalls, die unglaubliche Schönheit entfernter Galaxien und kommen zu dem Schluss, dass dahinter eine kreative Kraft stecken muss, die dieses hervorgebracht hat. Und genauso wie man Gott im Großen erkennen kann, sieht man auch sein Wirken in den kleinsten Bereichen. In den letzten hundert Jahren haben die wissenschaftlichen Entdeckungen über Zellen, Zellbestandteile, die unglaubliche Komplexität in ihnen und noch kleiner, in Atomen, die Notwendigkeit einer intelligenten Quelle dieser Komplexität nur deutlicher gemacht.
Aber Gott zeigt sich nicht nur in der Natur, sondern er geht noch viel weiter. Er offenbart sich auch in der Bibel. Sie heißt schließlich nicht umsonst „das Wort Gottes“. Der große Vorteil gegenüber der Natur liegt darin, dass man hier schwarz auf weiß nachlesen und immer wieder zu denselben Worten zurückkommen kann. Auch wenn viele Leute sich wünschen, dass Gott sich ihnen persönlich zeigt, zu ihnen spricht etc., so bleiben das doch rein subjektive Erlebnisse und somit sind sie viel angreifbarer. Das geschriebene unveränderte Zeugnis ist um ein Vielfaches belastbarer. Es ist eine feste Basis, auf die man bei Zweifeln zurückkommen kann.
Aber der Höhepunkt der Offenbarung Gottes finden wir bei Jesus.

„Viele Male und auf verschiedenste Weise sprach Gott in der Vergangenheit durch die Propheten zu unseren Vorfahren. Jetzt aber, am Ende der Zeit, hat er durch seinen eigenen Sohn zu uns gesprochen. Der Sohn ist der von Gott bestimmte Erbe aller Dinge. Durch ihn hat Gott die ganze Welt erschaffen.“ (Hebräer 1,1-2)

Gott hat sich so deutlich gezeigt wie es nur irgendwie geht: er ist selbst Mensch geworden. Ein Mensch zum Sehen, Anfassen, mit ihm Reden. Jesus selbst sagt mal: „Wer mich gesehen hat, der hat den Vater (Gott) gesehen.“ (Johannes 14,9) Was muss Gott denn noch unternehmen, damit wir seine Initiative sich uns zu zeigen anerkennen?

Sichtbare Zeichen sind nicht alles

Aber auch wenn Gott sich „viele Male und auf verschiedenste Weise“ gezeigt hat, ist es ja offensichtlich nicht der Fall, dass deshalb die Leute an ihn glauben würden. Sonst müssten wir uns ja gar nicht mehr mit dieser Frage beschäftigen. Trotz überwältigender Zeichen Gottes bleiben die Menschen im direkten Umfeld dessen oft merkwürdig teilnahmslos.
Die ersten Menschen, denen Gott sich vielfach und auf spektakuläre Weise gezeigt hat, war das Volk Israel. Sie erlebten sein Wirken bei den Plagen in Ägypten. Und als sie in der Wüste unterwegs waren, hatten sie die Zeichen der Gegenwart Gottes täglich vor Augen: eine Wolken- bzw. Feuersäule. Sie erlebten Gott am Berg Sinai und das Empfinden seiner Nähe versetzte sie in Angst und Schrecken. Sie erlebten täglich seine übernatürliche Versorgung mit Nahrung und sie hatten die Stiftshütte, das Zelt, in dem Gott wohnte, bei sich mitten im Lager. Aber führte das alles zum flächendeckenden Glauben des Volkes? Nein! Stattdessen war ihr Verhalten Gott gegenüber von Ungehorsam, Zweifel und Rebellion geprägt. Also genauso wie jeder andere Ungläubige sich verhalten würde.
Ähnliches sehen wir als Jesus auf der Erde lebte. Die Leute zu dieser Zeit sahen den fleischgewordenen Gott; sie hörten seine Lehre und sahen die Wunder, die er tat. Wenn man einfach nur von dem ausgeht, was sie erlebten und sahen, dann hätten die Israeliten damals in Scharen an Gott glauben müssen. Aber stattdessen erfuhr Jesus größtenteils Ablehnung, die Leute reagierten mit Unglauben auf seine Botschaft und am Ende sorgten sie sogar für seinen Tod. Wieder drängt sich der Gedanke auf, dass das eigentliche Problem nicht der Mangel an Zeichen ist. Das Problem scheint tiefer zu liegen.
Das Problem scheint nicht bei Gott zu liegen, sondern bei uns Menschen. Es liegt an unserem Herzen. Jemand, der mit Gott nichts zu tun haben will, wird keine Beweise oder Hinweise anerkennen und für alles eine Alternativerklärung finden. Ein Beispiel dafür bietet Richard Dawkins. In einem Gespräch wurde er von dem atheistischen Philosophen Peter Boghossian gefragt, was ihn überzeugen würde an Gott zu glauben. Hier ist seine Antwort:

Nun, ich habe immer gesagt, dass es sehr einfach sein würde. Es wäre die Wiederkunft Jesu oder eine große, tiefe, dröhnende Paul-Robeson-Bassstimme, die sagt: „Ich bin Gott, und ich habe geschaffen.“
Aber ich wurde davon überzeugt… dass, selbst wenn es diese dröhnende Stimme bei der Wiederkunft in den Wolken der Herrlichkeit gibt, die wahrscheinlichere Erklärung ist, dass es sich um eine Halluzination oder einen Zaubertrick von David Copperfield oder so handelt.

Wie kommt er zu dieser Aussage? Dawkins gibt selbst die Erklärung: „Eine übernatürliche Erklärung für irgendetwas ist unlogisch. Sie gibt keine Erklärung für irgendetwas.“ Als er nochmals gefragt wird, welche Beweise ihn denn nun überzeugen würden, gesteht er:

Nun, ich fange an zu glauben, dass nichts mich überzeugen würde; was mir in gewisser Weise gegen den Strich geht, denn ich habe immer ein Lippenbekenntnis abgelegt, dass ein Wissenschaftler seine Meinung ändern sollte, wenn Beweise auftauchen.

Richard Dawkins gibt zu, dass es keinen Beweis in der Welt gibt, der ihn von Gott überzeugen könnte! Seine Weltanschauung schließt Gott von vornherein aus und er will nicht, dass es Gott gibt, also wird es auch nie ein für ihn ausreichendes Zeichen seiner Existenz geben.
Wir sehen also, dass es nicht ausreichen würde, jeden Menschen mit Zeichen der Existenz Gottes zu überhäufen. Wer will, kann alles wegerklären. Außerdem ist das Wissen um die Existenz Gottes nicht das eigentliche Ziel.

Gottes Ziel ist Errettung, nicht Wissen

Bloßes Wissen, dass es Gott gibt, ist nicht das, was Gott will. Jakobus schreibt, dass auch die Dämonen wissen, dass Gott existiert (Jakobus 2,19) und dennoch hilft ihnen das nicht weiter. Deshalb sind nicht gerettet. Gottes Ziel ist nicht, dass jeder Mensch auf der Erde verstandesmäßig weiß, dass es ihn gibt. Sondern er wünscht sich, dass so viele Menschen wie möglich eine persönliche Entscheidung treffen ihm zu vertrauen. Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Gott will nicht so viele Menschen wie möglich durch seine Zeichen und Wunder beeindrucken, sondern so viele Menschen wie möglich erretten. Und dafür ist die Menge an Beweisen und Hinweisen nicht ausschlaggebend. Gott gibt jedem Menschen genügend Hinweise, sodass dieser eine begründete Entscheidung für ihn treffen kann. Der, der Gott sucht, wird diese Zeichen sehen und einordnen. Wer aber von Gott nichts wissen will, dem werden die Zeichen nichts sagen und er wird sie ignorieren und anders zu erklären versuchen. Dann aber liegt das Problem wiederum nicht in den mangelnden Hinweisen, sondern in dem Umgang mit diesen.


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