Ist Gott homophob?

Diese Frage müsste nach der allgemeinen Meinung unserer Gesellschaft mit „Ja!“ beantwortet werden. Wenn man sich das Verhalten einiger Christen gegenüber Homosexuellen ansieht, könnte man tatsächlich zu diesem Schluss kommen. Ich denke dabei an die Demonstrationen in den USA, wo Christen Plakate schwenken mit der Aufschrift „God Hates Fags“ (dt. „Gott hasst Schwuchteln“). Auch wenn ich in Deutschland keine ähnlichen Fälle kenne, ist es doch auch Fakt, dass viele Christen und Gemeinden in unserem Land bei diesem Thema wenig sprachfähig sind und sich in ihrer Haltung Homosexuellen gegenüber nicht mit Ruhm bekleckert haben. Der Vorwurf der Homophobie gegenüber Christen und ihrem Gott ist also nicht aus der Luft gegriffen. Es ist offensichtlich, dass die biblische Sicht auf Homosexualität und die gesellschaftliche unvereinbar sind.

In dieser Spannung schreibt Sam Allberry sein Buch Ist Gott homophob?. Nun gibt es schon eine ganze Reihe christlicher Bücher, die sich mit diesem Thema befassen. Was also macht dieses besonders? Der Wert des Buches liegt vor allem in seinem Autor. Allberry ist Pastor, international gefragter Apologet und selbst homosexuell Empfindender. Dadurch ist sein Buch erstens praktisch auf die Gemeinden ausgerichtet. Zweitens versteht Allberry es, klar und deutlich die biblische Wahrheit zu verteidigen und die Unwahrheit der gesellschaftlichen Sicht auf Homosexualität herauszustellen. Aber das tut er immer sensibel und seelsorgerlich wertvoll, da er selbst ein Betroffener ist. Er fügt dem Anstoß des Evangeliums keinen weiteren hinzu.

Allberry beginnt sein Buch mit einer biblischen Theologie über Sexualität. Er zeigt, was das göttliche Ziel ist und auf dieser Basis legt er dar, wie Homosexualität diese Ziele nicht erfüllen kann. Anschließend beschäftigt er sich mit den Bibelstellen, die Homosexualität thematisieren. Er macht deutlich, dass jede Form von Homosexualität Sünde ist und es die Bibel nicht hergibt, zwischen erlaubter und nicht erlaubter zu unterscheiden. Gleichzeitig ist sie aber keine schwerere Form der Sünde als andere. Es wird auch deutlich, dass Gott Sexualität an sich als etwas ganz anderes ansieht als unsere Gesellschaft. In unserer Kultur ist es das Thema und ist wie kaum ein anderes identitätsbildend. Man ist ein Homosexueller. Bei Gott macht Sexualität nicht die Identität aus. Deshalb bezeichnet Allberry sich auch selbst als „homosexuell Empfindenden“. Er trifft die biblische Unterscheidung zwischen Gefühlen und Identität. Und darin liegt auch die Hoffnung der Bibel. Paulus schreibt zum Beispiel an die Korinther, dass manche Homosexuelle waren, nun aber ihre Identität in Christus liegt (1Korinther 6,11). Anschließend beleuchtet Allberry Homosexualität im Kontext von persönlichem Christsein, Gemeinde und Gesellschaft. Er macht homosexuell empfindenden Christen Mut ihr Leben nach Gottes Vorstellungen zu führen. Für sie gilt das selbe wie für jeden anderen Christen auch: Sie sollen nah an Gott bleiben, sich von ihm prägen lassen und Gemeinschaft mit anderen Christen suchen. Er geht ausführlicher auf das Singlesein ein (was er auch selbst lebt) als die einzige biblische Alternative zur Ehe zwischen Mann und Frau. Und er beschreibt auch häufige Kämpfe, die homosexuell empfindende Menschen erleben und wie andere Christen ihnen dabei helfen können. Gemeinden sollen homosexuellen Menschen genauso begegnen wie auch allen anderen Leuten. Sie brauchen das Evangelium und das sollen sie in unseren Kirchen bekommen. Außerdem können wir als Gemeinden eine Hilfe sein, indem wir eine offene Gesprächskultur schaffen, das Singlesein würdigen und praktisch als Glaubensfamilie zusammenleben. In der Gesellschaft sollen Christen diejenigen sein, die homosexuell empfindende Menschen am meisten lieben. Erst dann können wir davon sprechen, dass Gott sie noch viel mehr liebt. Wir sind dann gute Zeugen, wenn unsere christliche Gemeinschaft viel tiefer und liebender ist als alle anderen und wenn wir klar an der biblischen Botschaft festhalten. Jedes Kapitel endet mit Antworten auf ein bis zwei Fragen oder Einwänden, die Christen immer wieder hören. Zum Beispiel: „Aber Jesus sagt gar nichts zu Homosexualität; wie kann sie dann falsch sein?“ „Sind homosexuelle Empfindungen Sünde?“ „Soll ich als Christ an Homo-Hochzeiten teilnehmen?“

Dieses Buch ist in erster Linie für Christen geschrieben, die sich einen überschaubaren Leitfaden zum guten Umgang mit (eigener) Homosexualität wünschen. Es besticht durch seine Klarheit und Kürze und kann gut an einem Abend (innerhalb 2-3 Stunden) durchgelesen werden. Hinzu kommt ein unschlagbar günstiger Preis, sodass dieses Buch ein echtes Must-have ist. Ich wünsche mir, dass viele Christen und vor allem Gemeindeleitungen dieses Buch lesen. Ich wünsche mir, dass Liebe uns und unsere Gemeinden prägt, sodass niemand aus unserem Umfeld mehr auf die Idee kommt, Gott wäre tatsächlich homophob.


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