Meine Top 10 Bücher in 2020

Ich lese gerne. Und ich lese viel. Und am Jahresende findet man ja im Internet immer wieder Listen mit den Top 10 Büchern des Jahres. Und da ich solche Artikel immer ganz spannend finde, dachte ich mir, ich erstelle mal meine eigene Version davon. Hier kommen also die 10 besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe, mit jeweils einem kleinen Absatz zum Inhalt und Hintergrund.

10. John Perritt: Your Days Are Numbered

Die Prämisse des Buches ist recht einfach: Weil wir nur eine begrenzte Zeit auf der Erde haben, sollen wir diese bestmöglich nutzen. Der Autor schafft es sehr gut, auf dem Evangelium aufzubauen und so von vorn herein einer aufkeimenden Werksgerechtigkeit den Riegel vorzuschieben. Alle Gedanken zu Zeitmanagement und Produktivität haben ihren Grund in dem Wissen, dass Jesus bereits alles für mich getan hat. Und er hat auch schon für meine vergeudete Zeit bezahlt. In einer sehr erleuchtenden (und erschreckenden) Übung dazu wird man aufgefordert, für zwei Wochen alle Tätigkeiten im 30-Minuten-Takt aufzuschreiben und so Zeitkiller zu identifizieren. Biblisch fundiert und praktisch wird dann ganz klar gesagt, wie wir als Christen unsere Zeit als gute Verwalter einsetzen sollen. Der Gedanke der Verwalterschaft war für mich besonders wertvoll. Bisher hatte ich die Verwaltungsverantwortung nur auf meinen Umgang mit Geld bezogen. Das hat meinen Blick nochmal sehr geweitet. Das Buch ist auch auf deutsch unter dem Titel „Deine Tage sind gezählt“ im 3L-Verlag erschienen.

9. Tim Challies: Do More Better

Weiter gehts mit dem Produktivitäts-Thema. Der christliche Blogger Tim Challies definiert Produktivität in diesem Buch als „das effektive Verwalten meiner Gaben, Talente, Zeit, Energie und Enthusiasmus zum Wohl der Anderen und zur Ehre Gottes.“ Auch er legt, ähnlich wie John Perritt, zuerst die biblische Basis für unser Streben nach Produktivität, bevor er praktische Tipps gibt. Wichtiger als alle Methoden und Werkzeuge ist das Streben nach Heiligung und dass wir Jesus immer ähnlicher werden. Ich muss zugeben, dass ich das Buch eigentlich vorrangig wegen der praktischen Umsetzungsvorschläge begonnen habe. Die Theorie war jedoch mindestens genauso hilfreich für mich und ich wurde hinterfragt, warum ich das alles tue, was ich so mache.

8. Fjodor Dostojewski: Schuld und Sühne

Dostojewski ist meine Überraschung des Jahres! Bisher habe ich kaum „ältere“ Autoren gelesen. In verschiedenen Podcasts und Artikeln bin ich immer wieder auf Dostojewski gestoßen und wie gut er doch ist. Ich habe eine schon etwas ältere, wunderschöne Ausgabe von „Schuld und Sühne“ gefunden und war ganz begeistert von diesem Buch. Das Verschmelzen von Krimi und Psychoanalyse war für ich extrem spannend. Das ist auf jeden Fall ein Buch, dass ich in den nächsten Jahren noch mehrmals lesen werde. Da steckt so viel drin, dass man das gar nicht beim ersten Lesen aufnehmen und angemessen würdigen kann. Und auch von Dostojewski selbst bin ich begeistert und freue mich schon sehr darauf, so viel wie möglich von ihm zu lesen.

7. David Platt: Something Needs to Change

David Platt ist einer der einflussreichsten Prediger und Autoren für mich. Ich verdanke ihm sehr viel und deshalb war ich auch sehr gespannt auf sein Buch „Something Needs to Change“. Mir fällt es schwer, ein passendes Attribut für dieses Buch zu finden. Es ist „schön“ und gleichzeitig „erschreckend“. Es handelt in Form eines Reisetagebuchs von den Erlebnissen, die der Autor in entlegenden Dörfern im Himalaya-Gebirge gemacht hat. Er beschreibt das körperliche Elend und die tiefe Armut, die ihm entgegenschlägt. Aber noch mehr nimmt ihn die geistliche Not der Menschen mit, die geboren werden, leben und sterben, ohne dass ihnen jemand von Jesus und dem Evangelium erzählt. Platt schildert ehrlich, wie er nicht versteht, dass Gott es zulässt, dass Menschen die Hölle auf Erden erleben müssen, nur um am Ende in die ewige Hölle geworfen zu werden. Das Buch ist ein eindringlicher Aufruf, unsere Leben angesichts der großen körperlichen und geistlichen Not in der Welt für das Evangelium einzusetzen.

6. J.I. Packer: Gott erkennen

J.I. Packer ist Mitte diesen Jahres gestorben. Sein Buch „Gott erkennen“ stand schon länger auf meiner Liste und so habe ich seinen Tod zum Anlass genommen, diesen Klassiker zu lesen. Auf jeden Fall ein sehr gehaltvolles Buch, das man nicht mal eben so nebenbei liest. Aber andererseits, will man das bei so einem Titel überhaupt? Das bisherige Highlight für mich sind definitiv die letzten Kapitel. Man kommt von einer umfassenden Beschreibung der Charaktereigenschaften Gottes, seiner Majestät, Liebe, Strenge, Eifersucht usw. und sieht dann: Dieser Gott ist mein Vater! Ich bin sein geliebtes Kind! Diese Wahrheit hat mich wieder neu getroffen und bewegt. Auch dieses Buch werde ich regelmäßig wieder lesen.

5. Sönke Ahrens: Das Zettelkasten-Prinzip

Ich habe mich im Frühjahr intensiv mit meinem „Wissensmanagement-System“ beschäftigt. Ich hatte festgestellt, dass ich vieles von dem, was ich schon mal wusste, z.B. Erkenntnisse aus dem Bibelstudium, Buchnotizen usw., nicht nachhaltig gespeichert habe. Also hab ich viel Zeit mit Suchen und neu Erarbeiten verbracht. Auf der Suche nach einem besseren System bin ich auf dieses Buch gestoßen. Vorrangig für Studenten geschrieben (hätte ich dieses Buch doch bloß vor 8 Jahren schon gelesen!) beschäftigt es sich damit, wie man gewonnene Erkenntnisse und Ideen in einem „Zettelkasten“ speichert und miteinander verknüpft und sich so einen stetig wachsenden Wissens-Pool aufbaut. Dieser Pool ist dann der Ausgangspunkt für alle (wissenschaftlichen) Texte, die man schreibt. Auch wenn ich wahrscheinlich nie akademische Text verfassen werde, glaube ich, dass die Grundprinzipien in diesem Buch den nachhaltigsten Effekt auf meine Produktivität, Wissen und auch Glauben haben. Denn sie helfen mir, all die Informationen aus den anderen Büchern so aufzubereiten, dass ich später mühelos damit etwas anfangen kann.

4. Timothy Keller: Glauben wozu?

Tim Keller gehört zweifellos zu meinen Lieblingsautoren. Seine Einsichten in unsere Gesellschaft und wie wir als Christen uns darin verhalten sollen, faszinieren mich jedes Mal und sind eine unglaubliche Hilfe für mich. So hat auch dieses Buch nicht enttäuscht. Vor einigen Jahren war ich schon von „Warum Gott?“ begeistert und „Glauben wozu?“ setzt nun noch einen Schritt weiter vorn an. Es will dem skeptischen Leser zeigen, warum es sinnvoll ist, sich überhaupt erstmal mit Religion zu beschäftigen. Denn Religion ist alles andere als irrelevant und wird auch nicht verschwinden. Und dem Christen gibt es Gesprächsfutter, wie der Glaube viel besser auf die Sehnsüchte und Wünsche der Menschen eingeht als der Säkularismus. Dieses Buch ist definitiv keine leichte Lektüre vor dem Zubettgehen! Wer sich aber die Mühe macht, den Inhalt zu durchdenken, wird als christlicher Botschafter davon immens provitieren.

3. Norman Geisler & Frank Turek: Um Atheist zu sein, fehlt mir der Glaube

Dieses Buch mit dem provozierenden Titel hatte ich bereits vor einigen Jahren als englisches Hörbuch gehört. Nun, da ich es intensiv auf deutsch lesen konnte, bin ich nochmal mehr begeistert davon. Anhand von 12 logischen Schritten führen die Autoren von der Suche nach Wahrheit über die Notwendigkeit eines Gottes und die Glaubwürdigkeit der Bibel zur Wahrheit des christlichen Glaubens. Dabei werden unglaublich viele Themen besprochen: Logik, Hinweise auf Gott, Argumente für die Bibel, die Auferstehung von Jesus und noch mehr. Dieses Buch ist die gut verständliche zentrale Anlaufstelle für einen Überblick über die Apologetik. Wer nicht weiß, welches Buch er lesen soll, um seinen Glauben besser verteidigen zu können, der sollte mit diesem beginnen!

2. Rebecca McLaughlin: Confronting Christianity

Dieses Buch ist von seiner Art her sehr ähnlich zu Tim Kellers „Warum Gott?“. McLaughlin stellt sich 12 häufigen Einwänden an den christlichen Glauben. Trotz der grundsätzlich gleichen Thematik ist aber kein bloßer Klon von Keller dabei entstanden. Das Buch ist erfrischend anders. Zum einen, weil es 10 Jahre nach „Warum Gott?“ erschienen ist. Aber natürlich auch, weil die Autorin als Frau teilweise eine andere Sicht- und Herangehensweise hat. Sie geht die Fragen ehrlich, reflektiert und fundiert an. Trotz des unglaublichen Wissens und der großen Datenbasis, auf die sich McLaughlin beruft, lässt sich das Buch flüssig lesen. Ihre messerscharfen Analysen bringt sie mit einfachen, leicht merkbaren und zitierfähigen Sätzen auf den Punkt. Ein Beispiel: „Die Wissenschaft ist nicht dazu da, uns Moral zu geben. Sie kann uns helfen, chemische Waffen und Chemotherapeutika zu entwickeln, aber sie kann uns nicht sagen, ob und wann wir sie einsetzen sollen.“ (S. 89)

1. Gregory Koukl: Tactics

Mein absolutes Highlight des Jahres ist auch wieder ein apologetisches Buch. Aber es ist doch anders, als die anderen Apologetik-Bücher auf der Liste. Denn anstatt sich mit den Gründen für bzw. den Einwänden gegen den christlichen Glauben zu befassen, dreht sich in diesem Buch alles um die Art und Weise, wie man diese Inhalte im Gespräch mit Nichtchristen rüberbringt. Die Kurzfassung ist: Stelle Fragen! Stelle Fragen, um deinen Gegenüber besser zu verstehen. Stelle Fragen, die Gründe hinter den Aussagen deines Gesprächspartners zu erfahren. Und stelle Fragen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Soweit ist das alles eigentlich nichts Neues oder Unbekanntes. Für mich jedoch ist dieses Buch wie eine Bombe eingeschlagen. Ich neige dazu, die Dinge zu sehr zu durchdenken und alles kompliziert zu machen. Dieses Buch hat mir gezeigt, dass Gespräche mit Nichtchristen gar nicht kompliziert und schwer sein müssen. So lange ich Fragen stellen kann, muss ich nicht alle Antworten haben und ich kann Gespräche viel gelassener angehen. Dieses Buch sollte jeder Christ lesen! Leider fehlt bisher eine deutsche Übersetzung; hoffentlich gibt es einen Verlag, der diese Lücke schließt.


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