Verachte nicht die kleinen Dinge!

Vor einiger Zeit habe ich beim Bibellesen die Geschichte der armen Witwe gelesen, die ihr letztes Geld für den Tempel gespendet hat (Markus 12,41-44).

Jesus stellt die arme Witwe als Vorbild dar, obwohl ihre Spende menschlich gesehen wertlos war. Mal ernsthaft! Machen zwei Cent mehr oder weniger für Tempel überhaupt einen Unterschied? Die gehen doch in der Masse der täglichen Spenden total unter! Aufs Ganze gesehen, war es doch total sinnlos, dass die Frau ihr letztes Geld weggegeben hat. Warum tut sie das, wenn sie doch wissen muss, dass ihre Gabe letztlich keinen Mehrwert bringt? Wäre es nicht sinnvoller und vor allem weiser gewesen, diese letzten zwei Cent zu behalten und damit für das Nötigste zum Leben zu sorgen? Das sind alles Gedanken, die mir spontan beim Nachdenken über diese Bibelstelle in den Kopf schossen.

Warum ist also Jesus so von ihrem Opfer begeistert? Die Witwe verkörpert praktisch, was er nur ein paar Verse zuvor als das größte und wichtigste Gebot definiert hat: Sie liebt Gott mit ganzem Herzen (V.30). Und weil sie Gott liebt, gibt sie ihm alles, was sie besitzt. Und deshalb hat ihre Gabe bei Jesus so einen großen Wert. Vor den Augen der Menschen ist ihre Spende nichtig, sinnlos, ja eigentlich nicht-existent. Es sind die sprichwörtlichen Tropfen im Ozean. Aber in Gottes Augen sind sie unglaublich wertvoll. Denn er ist ihr so wichtig und so viel wert, dass sie buchstäblich ihr Letztes für ihn gibt. Ihre Liebe und ihr Vertrauen sind so groß, dass sie lieber ihm ihre letzten Mittel zur Verfügung stellt, anstatt sie für sich selbst zu verwenden.

Lukas Herbst hat in einer Predigt zu diesem Text folgenden Satz gesagt:

Jesus zählt wie, nicht wie viel.

Jesus kommt es nicht darauf an, wie groß unsere Gabe für ihn ist. Sondern ihm ist wichtig, aus welcher Haltung wir sie ihm geben. All die Leute, die vor der Frau große Summen spendeten, gaben einen Teil ihres Reichtums ab. Wahrscheinlich taten sie nur ihre Pflicht, um ihr Gewissen zu beruhigen. Ihnen ging es wahrscheinlich eher um sich selbst als um Gott.

Auch in unserer Zeit werden die großen Dinge, die einen Unterschied machen und sichtbare Ergebnisse bringen, besonders geachtet. Was zählt, sind die Resultate, nicht unbedingt die Intention hinter der Handlung. Mir selbst geht es auch so. Alles wird an seinem Einfluss, seinem „impact“ gemessen. Wir würden die zwei Cent der Witwe wahrscheinlich als gut gemeint ansehen, aber letztlich doch sinnlos. Wir würden sie wohl eher noch ermutigen, das Geld lieber für sich selbst zu behalten, weil das doch viel sinnvoller wäre! Kann es sein, dass wir in unseren Gemeinden deshalb so aktionsorientiert sind und gleichzeitig so wenig beten? Weil es uns mehr auf den vorzeigbaren Dienst und dessen Ergebnisse ankommt, anstatt auf die Liebe zu Gott? Ich muss mir auf alle Fälle ernsthaft diese Frage stellen. Und muss nicht lange überlegen, um zu dem Schluss zu kommen, dass es bei mir genauso ist. Ich beurteile Menschen (und auch mich selbst) viel eher nach der Größe ihrer Taten anstatt nach der Größe ihrer Liebe.

Gott stellt diese Wertvorstellungen auf den Kopf. Für ihn ist eine kleine unbedeutende Gabe, die aus Liebe gegeben wird, mehr wert, als groß angelegte Aktivitäten und Anstrengungen, die aber letztendlich aus eigener Kraft erfolgen. Ich muss und will lernen, so wie Gott die kleinen Dinge wertzuschätzen, zu achten und ihnen Bedeutung zuzumessen. Die begrenzten Möglichkeiten anderer nicht geringzuschätzen, sondern zu achten. Auf die Motive hinter den Taten zu sehen, anstatt nur das Ergebnis im Blick zu haben. Wir sollten anfangen, so wie Gott wie zu zählen, nicht nur wie viel.


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