Training für Körper, Geist und Seele

Welche Einstellung hast du zum Training? Und an welche Art von Training denkst du intuitiv? Die meisten von uns haben wahrscheinlich zuerst körperliche Übungen im Sinn: Joggen, Gewichte stemmen, Liegestütze, verschiedene Formen des Vereinssports. Für manche sind diese Gedanken positiv. Sie machen gern Sport und verfolgen vielleicht sogar ein ambitioniertes Ziel damit. Sie trainieren, weil sie gut in ihrer Disziplin werden wollen, weil sie eine bestimmte Figur erreichen wollen oder weil sie um ihre Gesundheit besorgt sind. Andere finden jedoch den Gedanken an sportliche Betätigung eher abstoßend. Oder aber er lässt sie wenigstens ziemlich kalt. Sie bevorzugen, ihre Freizeit lieber weniger aktiv zu verbringen.

Training kann und sollte jedoch auch andere Bereiche umfassen. Wir sind schließlich mehr als nur unser Körper. Paulus schreibt in 1.Timotheus 4,7-8:

Übe dich vielmehr darin, so zu leben, dass Gott geehrt wird! Nicht umsonst heißt es: „Den Körper zu trainieren bringt nur wenig Nutzen, aber sich in der Ehrfurcht vor Gott zu üben ist in jeder Hinsicht nützlich, weil dem, der Gott ehrt, wahres Leben versprochen ist – sowohl in dieser Welt als auch in der zukünftigen.“

Das Wort „übe“ (griech. gymnazo) wurde im damaligen Kontext für das Training der Profisportler verwendet, die gymnos („nackt“) trainierten. Sie legten alles Störende ab, um bestmögliche Leistung abzurufen. Es gibt also Bereiche außerhalb des Sports, die wir genauso trainieren müssen. Und zwar nicht nur so nebenbei, sondern mit aller Anstrengung und Kraft. Ich finde es sehr interessant, dass für Paulus ein gottgefälliges Leben eine Sache des Trainings ist. Für ihn steht im Kern des christlichen Lebens Disziplin. Manche sehen das vielleicht eher skeptisch. Training und Disziplin klingen so nach menschlichen Anstrengungen. Ist es nicht der Heilige Geist in uns, der uns verändert? Und habe ich nicht selbst noch vor Kurzem Martin Luther zitiert, der dichtete „Mit unsrer Macht ist nichts getan“? Ja, das stimmt. Aber Gottes Wirken in uns schließt keinesfalls unsere Verantwortung aus. Paulus, der uns auffordert, unser Verhalten vom Geist Gottes bestimmen zu lassen (Galater 5,16), nennt kurz darauf als Wirkung dieses Geistes Disziplin (V.23).

Wir sehen also, dass Disziplin ein elementarer Bestandteil des christlichen Lebens ist. Das Ziel unseres Trainings soll die Gottesfurcht, ein Leben zur Ehre Gottes sein. Das heißt, dass wir uns ganzheitlich disziplinieren müssen, denn wir sollen Gott ja auch ganzheitlich lieben, mit Herz, Verstand, Seele und Kraft (Lukas 10,27). Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht nur den Körper, sondern auch unseren Geist und unsere Seele trainieren.

Körperliches Training

Obwohl Paulus sagt, dass die körperliche Übung nur wenig Nutzen hat, führt er sie doch immer wieder als erstes Beispiel für Disziplin heran. So sehen wir z.B. in 1.Korinther 9 die Disziplin, die Paulus selbst an den Tag legt. Auch in dieser Stelle vergleicht er das christliche Leben mit dem eines Sportlers:

Für mich gibt es daher nur eins: Ich laufe wie ein Läufer, der das Ziel nicht aus den Augen verliert, und kämpfe wie ein Boxer, dessen Schläge nicht ins Leere gehen. Ich führe einen harten Kampf gegen mich selbst, als wäre mein Körper ein Sklave, dem ich meinen Willen aufzwinge. Denn ich möchte nicht anderen predigen und dann als einer dastehen, der sich selbst nicht an das hält, was er sagt. (V.26-27)

Paulus diszipliniert seinen Körper, um nicht in anderen Bereichen disziplinlos zu sein. Körperliches Training wirkt also wie eine Art Katalysator für weitere Disziplin. Wir dürfen diesen Aspekt nicht unterschätzen und unseren Leib nicht ignorieren. Das heißt, wir müssen Disziplin darauf aufwenden, dass wir uns regelmäßig bewegen, dass wir nahrhaftes Essen zu uns nehmen und dass wir die Menge an Schlaf und Ruhe bekommen, die unser Körper benötigt. Selbstbeherrschung und Training in diesen drei Bereichen werden uns helfen, auch in den anderen Bereichen unseres Wesens diszipliniert zu sein.

Geistiges Training

Man könnte denken, dass geistiges Training sich nur auf die Schuljahre in unserer Jugend bezieht. Wenn wir jung sind, lernen wir alles, was wir benötigen und dann ist die Ausbildungsphase abgeschlossen und ab diesem Zeitpunkt zehrt man dann von dem Gelernten. Leider verhalten sich viele Menschen tatsächlich so. Ich sage bewusst „leider“, denn ich glaube nicht, dass das Lernen solange wir leben jemals abgeschlossen sein wird. Und ein Geist, der sich mit dem in der Jugend angeeigneten Wissen zufriedengibt, bleibt weit unter seinen Möglichkeiten. Unser Gehirn wird oft mit einem Muskel verglichen, der regelmäßig trainiert werden muss, um von Nutzen zu sein. Dummerweise leben wir in einer Zeit, in der gedankenlose Ablenkung zum Standard-Zeitvertreib verkommen ist. Und versteht mich bitte nicht falsch, es ist wichtig, dass auch unser Gehirn mal eine Pause bekommt und abschalten kann. Nur ist dieser Zustand mittlerweile viel zu alltäglich geworden. Das Verhältnis zwischen tiefgründigem Nachdenken zum Einen und Ruhe vom Denken zum Anderen passt einfach überhaupt nicht mehr. Wenn wir unseren Geist trainieren wollen, müssen wir wieder neu Konzentration in einem Zeitalter der Ablenkung lernen. Und wie bei einem anstrengenden Krafttraining ist auch intensives Nachdenken schwer und ermüdend.

Als Christen sind wir herausgefordert, unsere Gedanken mit Gutem und Gewinnbringendem zu füllen. Das bedeutet zum einen, dass wir wieder mehr lesen müssen. Zuallererst natürlich das Wort Gottes, die Bibel. Aber auch gute Bücher; solche, die den Test der Zeit bestanden haben und auch solche, die unsere intellektuellen Fähigkeiten herausfordern und „trainieren“. Wir bringen uns selbst um sehr viel Weisheit, wenn wir denken, wir müssten nichts von anderen Menschen lernen, die vor uns gelebt haben oder die in verschiedenen Themen wirkliche Experten sind. Ein weiterer Trainingspunkt ist, dass wir unseren Verstand regelmäßig durch schwierige und komplexe Konzepte herausfordern sollen. Das können herausfordernde Bibelstellen sein, die sich uns nicht sofort erschließen und auf denen wir erst eine Zeit lang rumdenken müssen. Oder wie man sich als Christ zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen verhält. Sich dazu eine eigene Meinung zu bilden, ist natürlich herausfordernd, aber notwendig, wenn wir weiterhin sprachfähige Christen in unserer Kultur bleiben wollen.

Seelisches Training

Und schließlich werden wir herausgefordert, unsere Seele zu trainieren, das heißt, uns in unserer Gottesbeziehung zu disziplinieren. Im eingangs zitierten Vers steht ja: „Übe dich zur Gottesfurcht!“ Paulus geht also davon aus, dass wir nicht einfach so, nebenbei Gott ähnlicher werden. Wir müssen Disziplin aufbringen, um an unserer Beziehung zu Gott zu arbeiten, weil das wie bei jeder Beziehung Zeit benötigt. Wenn ich Gott besser kennenlernen will, muss ich Zeit mit ihm verbringen. Und diese kann ich dann nicht mit anderen Aktivitäten füllen. Genauso wie im körperlichen und geistigen Bereich besteht die Herausforderung, nicht die Zeit mit seichten, aber letztlich wenig gewinnbringenden Dingen zu füllen, sondern uns aktiv für die Zeit mit Gott zu entscheiden.

Disziplin in der Beziehung zu Gott beinhaltet, dass wir regelmäßig (am besten täglich) in seinem Wort lesen. Auch wenn wir nicht immer alles verstehen. Ich werde nicht davon fit, dass ich einmal im Monat einen kompletten Tag bis zur Erschöpfung trainiere, sondern indem ich kontinuierlich in angemessenen Mengen Sport treibe. Ebenso geschieht geistliches Wachstum und tieferes Bibelverständnis nicht durch vereinzelte intensive Zeiten, wie auf Freizeiten oder Konferenzen, sondern durch das tägliche, unscheinbare persönliche Bibellesen. Und weiterhin müssen wir uns disziplinieren, damit wir über das Gelesene nachdenken, darauf aufbauend beten und auch immer wieder Bibelstellen auswendig lernen. Es ist nicht leicht, uns in einer Welt voller Ablenkungen immer wieder auf Gott zu konzentrieren. Wir müssen uns losreißen von den Nachrichten, den Social Media-Feeds, den Mediatheken der Streaming-Anbieter, aber auch von den eigenen Gedanken und Sorgen. Stattdessen sollen wir uns immer wieder auf Gott einlassen und uns auf ihn ausrichten. Das ist harte Arbeit. Meine morgendliche Zeit mit Gott ist ein täglicher Kampf gegen die Versuchung, Mails oder Nachrichten zu checken, gegen Gedanken, was am Tag alles gemacht werden muss und gegen Sorgen über eine ungewisse Zukunft. Und oft sind diese Zeiten für mich nicht gerade erholsam und manchmal habe ich am Ende das Gefühl, nur gegen tausend innere Stimmen angekämpft und nicht wirklich Gemeinschaft mit Gott gehabt zu haben. Oft sehe ich von Tag zu Tag keine Verbesserung in meiner Beziehung zu Gott. Wenn ich jedoch auf das vergangene Jahr zurückschaue, dann erkenne ich deutlich, dass es eine Veränderung zum Positiven gab, hin zu mehr Nähe mit Gott, zu einem tieferen Verständnis, was es heißt ein Kind Gottes zu sein.

Training und Disziplin sind oft keine schönen Dinge. Wir wollen einfach nur die Ergebnisse, ohne die dafür benötigte langwierige Arbeit. Manchmal sehen wir keine Fortschritte und fragen uns, warum wir uns denn eigentlich abmühen. Ich will dir Mut machen dranzubleiben! Auch wenn du von Tag zu Tag keine Fortschritte siehst, gib nicht auf und du wirst auf lange Sicht erstaunliche Veränderungen sehen. Schau bei dir nach, wie gut die drei genannten Trainingsbereiche laufen und dann überlege dir erste kleine Schritte, die du ändern willst. Gott wird deine Bemühungen nicht unbeantwortet lassen.


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